Laura Schoditsch

Laura Schoditsch wurde 1996 in Oberwart geboren und wuchs in Willersdorf bei Oberschützen auf. Sie absolvierte 2015 die Matura am Wimmergymnasium Oberschützen (Instrumentalzweig) und lebt und arbeitet seither in Wien. Im Anschluss folgten die Studien Jazz Komposition (nicht abgeschlossen) und Kunstgeschichte (laufend) in Wien.

Laura Schoditsch war bereits in ihrer frühen Jugend musikalisch und fotografisch tätig. Im Jahr 2019 begann sie sich mit dem Medium der Malerei zu beschäftigen. Ihre künstlerischen Schwerpunkte sind derzeit fotorealistische Malerei, Architekturfotografie und Songwriting. Zusätzlich arbeitet sie seit 2021 im Antiquitätenhandel. 2021 wurde Laura Schoditsch der Förderpreis für Bildende Kunst des Landes Burgenland in der Sparte Fotografie für ihre Serie „Staging myself“ zugesprochen.

Weiblicher Akt
Acryl auf Leinwand
140 x 120 cm
2022

Einen Akt, besonders einen weiblichen, heute unter anderen Gesichtspunkten als jenen der künstlerischen Qualität, der technischen Ausführung oder des soziokulturellen Kontextes zu diskutieren, ist im Grunde überflüssig. Die Sache scheint zu Ende diskutiert. Was sollte man überhaupt noch sagen können und wollen zur Darstellung eines nackten Frauenkörpers?

Die westliche Welt ist „oversexed“ und gleichzeitig zu großen Teilen sexuell frustriert. Alle Diskussionen sind geführt, alle Fragen gestellt, alle Antworten ­– jedenfalls die allgemein Akzeptanz findenden – ausgeblieben.

Jede Debatte über Feminismus führt selbst in bildungsnahen Konstellationen zuverlässig zu erbitterten, aber wenigstens haarsträubenden Auseinandersetzungen. „Als Frau in dieser Welt fühlt es sich oft so an, als hätten wir nur zwei Optionen: Entweder begehrt oder respektiert zu werden. Gesehen oder gehört. Wir dürfen nur sehr selten beides gleichzeitig erleben,“ wird Florence Given zitiert – Künstlerin, Illustratorin, Instagram-Ikone einer „Mach dich nackig, mach dich frei, mach es ganz selbstverständlich“-Generation.

Körperlichkeit leben, gerne auch medial, und dennoch nicht zum Sexualobjekt reduziert werden. So soll es funktionieren.

Schwieriger hatte es da noch die 1865 im französischen Limoges geborene Künstlerin Suzanne Valadon mit ihren entmystifizierten weiblichen Akten, die denselben der männlichen Fantasie gewissermaßen entriss. Der nackte weibliche Körper auf einer Leinwand nicht länger als Projektionsfläche männlicher Fantasie, sondern als das, was er war oder ist: präsent und vital!

Die Zeiten ändern sich, die Ratlosigkeit betreffend den Umgang mit der Nacktheit im öffentlichen Raum bleibt. Wie sollte es anders auch sein, wo doch selbst die Nacktheit im Privaten je nach kulturellem (und übrigens auch „mikrokulturellem“) Hintergrund für Unverständnis, Scham oder Verwirrtheit sorgt? Ein vitaler, kraftstrotzender, kaum verhüllter Körper also, der einem sexualisierten Blick zu wenig Angriffsfläche bietet, um ihn zum Objekt zu degradieren. Ein Körper, der in seiner juvenilen Pracht einfach nur ist. Möge er Anlass für weiteres Nachdenken, Hinsehen und Hinhören geben.

Jurybegründung:
Laura Schoditsch‘ großformatiges Acryl-Bild besticht beim ersten Betrachten durch seine fröhliche Farbenvielfalt und erzeugt zugleich eine gewisse Verwirrung: Foto oder Gemälde oder beides zugleich? Das Konzept, das durch diese Arbeit vermittelt wird, ist sehr gut durchdacht. Erst bei längerer Betrachtung wird die künstlerische Qualität bewusst, da auf den ersten Blick das Abstrakte überwiegt. Das Changieren zwischen Abstraktion und Figuration wurde optimal umgesetzt – es erinnert an ein Vexierbild, das entgegen seiner optischen Farbenpracht ein so schwerwiegendes gesellschaftspolitisches Thema wie die Darstellbarkeit eines menschlichen, hier: weiblichen Aktes diskutiert.

Die technischen Effekte – die Durchsichtigkeit der Plastikfolie, die mit Acryl gemalte Farbpalette, das sich an und in der Folie brechende Licht, das vermeintliche Wasser, das an der Folie herabrinnt und sich in Buchten bzw. Falten sammelt –, die die Künstlerin schafft, sind beachtlich, da es sich durch die Verhüllung um einen Akt handelt, der durch eine tiefere Betrachtungsweise erst zum Vorschein kommt. Das zeugt von der besonderen malerischen Qualität der Arbeit.

Interessant ist auch, dass die 1996 geborene Künstlerin nicht einfach einen weiblichen Körper plakativ dargestellt hat, sondern durch ihre Darstellungsweise und Maltechnik ihre eigene Behauptung, dass ein Akt heutzutage bereits zu Ende diskutiert scheint, spielerisch widerlegt.