Großes Kunststipendium in der Sparte Literatur

2023 schrieb das Kulturreferat erstmals zwei große Kunststipendien in den Sparten Literatur und darstellende Kunst aus. Damit soll es Künstler:innen erleichtert werden, die gesamte Vorbereitungs-, Konzeptualisierungs- und Realisierungsphase eines künstlerischen Projektes umzusetzen.

Aus den fünf teilnehmenden Literat:innen entschied die Jury, das mit 12.000 Euro dotierte Stipendium an Konstantin Milena Vlasich für sein literarisches Vorhaben „Tod dem Sprachtod“ zu verleihen.

 

Der Jury gehörten an: Karin Ivancsics; Prof. Gerhard Ruiss; Mag.a Katharina Tiwald

 

Die Jurybegründung lautet:

In Konstantin Vlasichs Projekt geht es um den Tod von Sprachen und deren Neu- und Wiederfinden – in Bezug auf Minderheiten ein brisantes kulturpolitisches Thema, das über das Burgenland hinausreicht und ganz Europa betrifft. In den Texten switcht er zwischen Deutsch und Burgenlandkroatisch, zwischen literarischen Formen, Quellen, historischen Tatsachen und Zufälligkeiten; geistreich und im Ton oft offensiv und laut, versucht er in dem zehnteilig angelegten Zyklus ein Gesamtbild der Lage von Volksgruppen zu zeichnen.

Er hält uns einen Spiegel vor, was die derzeitige „Misch-Situation“ in Regionen betrifft: Die Kultur ist vornehmlich deutsch geprägt, gerühmtes Vielvölkerland hin oder her. Anstatt „Lernt´s deitsch!“, wie es manchen von uns als Kindern beigebracht wurde, lädt er uns zu: „Lernt´s krawodisch!“ ein. Konstantin Vlasich macht sich auf die Suche nach der Sprache, nach seiner und unserer, in und mit allen Ausdrucksmitteln und Ausdrucksmöglichkeiten, die ihm und für sie zur Verfügung stehen. Einer Sprache, in der man sich selbst und andere wiedererkennen kann, seine und deren Geschichte und Gegenwart.

Auf Kroatisch:

U projektu Vlašića ide za smrt jezikov i njihov preporod – u odnosu na manjine jako brizantna kulturno-politička tema, ka dosiže prik granic Gradišća, i je relevantna za cijelu Europu.
U svoji teksti on minja jezično iz nimškoga u gradišćansko-hrvatski i obratno, isto kot i med različnimi literarnimi obliki, izvori, povijesni činjenica i slučajni dogodjaji; duhovito a u svojem tonu čudakrat ofenzivno i glasno opisuje u svojem ciklusu predvidjenom u deset poglavljev opširnu sliku situacije narodnih grup.
On nam drži zrcalo pred obraz ča se tiče sadašnje „mišovine“ u regija: Kultura je pretežno nimško dominirana, prem multietničkoga zvišavanja simo ili tamo. Namjesto „Lernts Deitsch!“ kot su nekim od nas u ditinstvu preporučili, nas on poziva „Lernt´s krawodiš!“
Konstantin Vlašić se spravlja na iskanje za jezikom, za svojim i našim, pomoću svih sredstav i mogućnosti izražavanja, ka mu stoju na raspolaganje. Za jezikom, u kom se moremo sami sebe i druge prepoznati, svoju povijest i sadašnjost isto kot i drugih.

 

Konstantin Milena Vlasich ist 1992 geboren und zweisprachig in Großwarasdorf/Veliki Borištof aufgewachsen. Als freier Journalist, Moderator und Autor lebt und arbeitet er in Wien und dem Burgenland. Seit seiner Jugend beschäftigt er sich mit Politik und mehrsprachigem, künstlerischen Treiben. In seinem Textkonzept „Tod dem Sprachtod“ entwirft Vlasich mehrere Geschichtsstränge die Volksgruppen betreffend, das reicht vom Schiffbruch über die Bauanleitung für eine krowodische VR-Welt.

 

Einer der Erzählstränge aus dem Textkonzept:

1960er Jahre; Angehörige der sprachlichen Minderheit, die zur aktiven Assimilation aufrufen: Man möge das Kroatische abstreifen wie einen gatschigen Stiefel und sich reingewaschen, mit rollendem R, kriegstraumatisiert im Mehrheitsvolke auflösen! Wie Salz im Wasser. Eine Bürgermeisterrede (#3)gegen sich selbst gerichtet – große, grobe Kunst!

 

Bildnachweis: Christina Schranz