Preis für zeitgenössische bildende Kunst

Förderpreise im Bereich der bildenden Kunst werden vom Land Burgenland seit 2002 in den unterschiedlichsten Formaten und Sparten vergeben. Bislang wurden 16 Künstlerinnen und sieben Künstler ausgezeichnet.

Der Preis für zeitgenössische bildende Kunst 2023 wurde vom Kulturreferat als Anerkennungspreis für das künstlerische Schaffen ausgeschrieben, um damit die mit dem Burgenland verbundenen Künstler:innen zu würdigen und zu unterstützen.  Erstmals erfolgte die Einreichung digital über eine Online-Plattform. 47 Künstlerinnen und 38 Künstler sowie ein Kunstkollektiv haben an der Ausschreibung teilgenommen. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wurde Ralo Mayer zugesprochen.

Der Jury gehörten Liz. Phil. Katrin Bucher Trantow; Mag. Andreas Hoffer; Mag.Eva Schlegel an.

In der Jurybegründung hieß es: Ralo Mayers Arbeiten um sprachliche, materielle sowie politische Spekulationen haben eine Mehrschichtigkeit, die ebenso in seinen Filmen wie Performances überzeugt und produktiv irritiert. Seine Beschäftigung mit neuen Kolonialismen spiegelt sich im Esoterischen wie im Wirtschaftspolitischen und überschreitet dabei recht lapidar daherkommend kunstimmanente Gattungsgrenzen. Seine Arbeitsweise verbindet sehr subtil Wissenschaft, Kunst, Spekulation und feinen Humor. Der Medieneinsatz ist immer wohl überlegt und entwickelt sich aus dem konzeptuellen Ansatz seiner Arbeit. Dabei hält er sich nicht an vorgegebene Genre- und Gattungsgrenzen in einer manchmal auch irritierenden Weise. Eine Arbeit, die durch ihre intellektuelle Tiefe und Vielschichtigkeit, aber auch durch Leichtigkeit und Ironie einen wichtigen Beitrag zur zeitgenössischen Kunstproduktion liefert.

Ralo Mayer – Mag. Art Harald Mayer PhD – wurde 1976 in Eisenstadt geboren und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste Wien und der Royal Academy of Arts Copenhagen und erlangte ein Doktorat in Künstlerischer Forschung an der Universität für angewandte Kunst Wien. Seine multidisziplinären Arbeiten untersuchen Formen und Zeitlichkeiten gesellschaftlichen Wandels und beschäftigen sich meist mit dem Verhältnis von Weltraum und Erde zwischen vergangenen Zukünften, spekulativen Szenarien und der Science-Fiction unseres Alltags.

Ralo Mayers multidisziplinäre künstlerische Arbeiten entwerfen narrative Ökologien der Zeitgeschichte, die modellhaft das Verhältnis von Natur und Gesellschaft und ihre bröckelnde Trennung erkunden. Zwischen vergangenen Zukünften und Science-Fiction der Gegenwart verflechten sich Objekte wie Raumfähren, künstliche Ökosysteme, postfordistischer Alltag und digitale Kulturen zu vielschichtigem Storytelling, das Mayer in medienübergreifende Ensembles zwischen Installation, Film, Text und Performance übersetzt. Seine ausgedehnten Untersuchungen sind dabei vom Konzept der performativen Recherche geprägt, einer prozessorientierten Methode künstlerischer Forschung unter Einsatz dramatischer Mittel wie Scripts, Rollen und Requisiten.

Von 2003–2008 war Mayer Teil der selbstorganisierten Manoa Free University, in deren Rahmen er auch die fortlaufende Recherche-Serie HOW TO DO THINGS WITH WORLDS zur Performativität von Modellen begann. Seit 2007 arbeitet er an transmedialen Übersetzungen des SciFi-Romans The Ninth Biospherian über das Experiment Biosphere 2. Im Rahmen eines PhD-in-Art erforschte Mayer unter dem Titel Space Un·Settlements Wechselwirkungen zwischen Experimenten und Entwürfen eines Lebens im All und irdischen Lebensrealitäten. Zuletzt steuerte er einen Beitrag zu seiner künstlerischen Forschung über Biosphere 2 für das Routledge Handbook of Social Studies of Outer Space bei.

Bildnachweis: Ralo Mayer