Steinzeitfeld bei der Kreisgrabenanlage 

Auf dem Gemeindegebiet von Rechnitz wurden die Rückstände dreier monumentaler Bauten aus dem 5. Jahrtausend vor Christus, der Epoche der Jungsteinzeit (genauer gesagt: des Mittelneolithikums) im Boden nachgewiesen. Als diese sogenannten „Kreisgrabenanlagen“ angelegt wurden, war in Ägypten noch lange keine Rede von Pyramiden, denn jene von Gizeh entstanden erst etwa von 2600 bis 2500 v. Chr. Auch die Errichtung der weltberühmten Steinkreise auf den Britischen Inseln – wie z.B. Stonehenge, siehe Bild unten – ließ noch mehr als 2.000 Jahre auf sich warten.

Unter einer Kreisgrabenanlage versteht man ein monumentales, kreisförmiges Erdwerk aus einem bis drei – selten auch bis zu fünf – konzentrischen Gräben mit einem Durchmesser von 45 – 180 Meter. Die Anlagen haben meist zwei bis vier gegenüberliegende Zugänge in einen zentralen Innenraum. Die Gräben waren im Profil V-förmig angelegt und ursprünglich mehrere Meter tief. Oft werden die Gräben im Inneren auch von Palisadenringen aus Holzstämmen begleitet. Die klar abgegrenzten Innenflächen der Anlagen weisen meist keine weiteren Strukturen wie Hausgrundrisse oder andere Siedlungsspuren auf, sodass ein Verteidigungszweck eher ausgeschlossen werden kann. Die Funktion der mysteriösen Anlagen ist bis heute umstritten. Insgesamt sind in Mitteleuropa über 120 Kreisgrabenanlagen bekannt – durch die Existenz von gleich drei Anlagen in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander erreicht der Fundort Rechnitz ein eindeutiges Alleinstellungsmerkmal. 

Geplant ist eine Projekt-Kick-Off-Veranstaltung Ende Juni 2024, die ganz im Zeichen der als erste entdeckten Kreisgrabenanlage (Rechnitz KGA 1) stehen soll. Um den Besucherinnen und Besuchern des Events Einblicke in die Landwirtschaft der neolithischen Epoche zu ermöglichen, errichtete die Archäologie Burgenland mit tatkräftiger Unterstützung des Referats Landschafts- und Gartengestaltung ein Steinzeit-Schaufeld auf dem Projektgelände südlich von Rechnitz. Alle von Judith Schwarzäugl und Birgit Kowaschitz gesetzten Schaupflanzen sind mittels Pollenanalyse bzw. botanischer Makroreste in Objektbefunden für das Früh- und Mittelneolithikum archäologisch nachgewiesen.

Das Steinzeitfeld misst eine Fläche von etwa 50 m²: der gegrubberte Boden wurde von größeren Steinen befreit, danach auf jeweils 1 x 3 m breiten Streifen Emmer, Einkorn, Gerste und Flachs in Rillensaat ausgebracht, Mohn wurde breitwürfig ausgesät. „Zusätzlich haben wir einen kleinen Teil des Feldes auch mit Brennesselablegern bepflanzt, die in urgeschichtlicher Zeit sowohl als Nahrungs- als auch als Faserpflanze zur Herstellung von Schnüren Verwendung fanden“, so Judith Schwarzäugl, Archäologin der Arbeitsgruppe Archäologie Burgenland im Referat Wissenschaft. Entsprechend den jeweiligen Aussaatterminen werden in naher Zukunft weiters Hirse und die Leguminosen Erbse und Linse gepflanzt, die in der Steinzeit wichtige Proteingeber für die Menschen darstellten. Birgit Kowaschitz, Leiterin des Referats Landschafts- und Gartengestaltung, ergänzt: „Darüber hinaus möchten wir in Zukunft einige im Neolithikum nachgewiesene Heil- und Würzkräuter sowie Beeren am Feld etablieren, zum Beispiel Acker-Minze, Nelkenwurz, Sauerklee, Sellerie, Fenchel und diverse Beerensorten“.

Das Feld wird in Zusammenarbeit mit Landwirt Franz Ulber aus Rechnitz gepflegt. Mit etwas Glück – und wenn das Wetter mitspielt! –  können sich die Gäste der geplanten Besucheranlage schon ab Ende Juni ein Bild vom veganen Teil des Speiseplans jungsteinzeitlicher Menschen machen!