1. Burgenländisches Bodensymposium
5. November 2025
Das Burgenland ist von den Auswirkungen der Klimakrise besonders stark betroffen: Längere Dürreperioden und zunehmende Starkregenereignisse gefährden unsere Böden und deren Fruchtbarkeit. Gleichzeitig prägen immer mehr versiegelte Flächen das Ortsbild vieler Gemeinden – mit weitreichenden Folgen für Klima, Biodiversität und Lebensqualität.
Am Mittwoch, dem 5. November 2025, ab 9:30 Uhr, findet im Lisztzentrum Raiding das 1. Burgenländische Bodensymposium statt. Ziel der Veranstaltung ist es, gemeinsam mit Expert*innen aus Landwirtschaft, Raumplanung, Biodiversität und Bodenschutz Lösungen zu diskutieren, wie wir unsere Böden nachhaltig schützen und regenerativ bewirtschaften können.
Für alle Gäste mit öffentlicher Anreise steht ein Shuttle-Service vom Bahnhof Deutschkreutz zum Lisztzentrum Raiding zur Verfügung. Für organisatorische Zwecke bitten wir um Anmeldung bis spätestens 24. Oktober 2025 unter:
post.a4-agrarwesen(at)bgld.gv.at
Die Vorträge
Der Wert und die Bedeutung der Böden als wertvolle und unersetzliche Ressource rücken immer mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Wesentlich ist natürlich ihre Rolle als Grundlage unserer Ernährung, darüber hinaus sind aber auch weitere Funktionen von großer Bedeutung: Böden speichern und filtern Wasser, sie sind Reservoir für Nährstoffe, binden Kohlenstoff, können Schadstoffe speichern und entgiften und sind nicht zuletzt Lebensraum für Organismen – sowohl auf als auch im Boden. Der Schutz und die Gesundheit unserer Böden sollten daher in unserer Gesellschaft oberste Priorität haben.
Für die erfolgreiche und nachhaltige Herstellung von Nahrungsmitteln, Futtermitteln und anderen Rohstoffen brauchen wir fruchtbare gesunde Böden. Durch unsere gesellschaftliche Entwicklung sind viele unserer Böden in den letzten Jahrzehnten „unter die Räder gekommen“ oder „verloren gegangen“. Darüber hinaus führen klimatische Veränderungen zu erhöhten Wahrscheinlichkeiten von Wetterextremen, die eine Gefahr für den Boden darstellen. Bodenbewusste Landwirt:innen sind gewappnet. Sie setzen gezielte Maßnahmen zum Schutz der wertvollen Ressource Boden. Auch die Politik hat die Notwendigkeit von Bodenschutz erkannt und entsprechende Maßnahmen in der GAP bzw. im ÖPUL integriert.
„Böden sind das größte Reservoir der Biodiversität aller Landökosysteme. Die unsichtbaren Kleinstlebewesen sind es, die unsere Böden fruchtbar machen und ihre Funktionen sichern. Praxiserfahrungen und Forschungsergebnisse zu ackerbaulichen Strategien für das unterirdische Nahrungsnetz zeigen, wie multifunktionale Böden gesichert werden können.“
Historisch bedingt liegen die meisten Siedlungen in Regionen mit fruchtbarem Ackerland. Siedlungserweiterungen bedingen somit automatisch einen weiteren Verlust von produktiven Böden. Dieser Prozess wird als Flächeninanspruchnahme verstanden. Etwa die Hälft der betroffenen Flächen ist komplett versiegelt.
Aufgrund des gestiegenen Wohlstandes ist die Flächeninanspruchnahme pro Kopf in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. Das aktuelle Regierungsprogramm verlangt, dass die Flächeninanspruchnahme in Zukunft so gering wie möglich gehalten werden soll. Auch auf EU-Ebene gibt es den Beschluss die Flächeninanspruchnahme langfristig gegen Null sinken zu lassen. Der Vortrag zeigt wie dieses Ziel gelingen kann und welche Vorbilder es bereits gibt.
Die Forschungsprojekte der Forschung Burgenland zeigen, dass innovative Technologien einen wichtigen Beitrag zur effizienten Ressourcennutzung leisten können – sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Wirtschaft insgesamt. Nachhaltige Lösungen wie die aktuellen und geplanten Projekte helfen, den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen und gleichzeitig wirtschaftliche Potenziale zu erschließen.
Vorstellung aktueller Projekte:
- Nachhaltiges Wassermanagement in Zeiten des Klimawandels: Innovative Ansätze für die Landwirtschaft im Seewinkel.
- Einsatz von KI-unterstütztem Model zur Erntevorhersage und Beurteilung der Nachhaltigkeit von Teilflächen.
- Analyse und Nutzung natürlicher und technischer Kohlenstoffsenken als Beitrag zur Klimaneutralität.
- Verbesserung des ökologischen Zustands der Kutschenitza durch eine nachhaltige Wasserwirtschaftsstrategie.
- Erhöhung der Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft gegenüber dem Klimawandel.
Ausblick:
- Fernerkundungsbasiertes Klima-Monitoring im Burgenland zur Bewertung von Klimaneutralität und Klimawandelanpassung.
- Erhaltung der Streuobstwiesen durch Steigerung des ökonomischen Ertrags.
Zukunftsvision:
- Aufbau eines Pilot-Centers für die Themen Ökologie und Landschaftsschutz.
Vortrag von Dr. Dr. Martin Grassberger „Wir sind Boden – Über den gesund-heitlichen Wert fruchtbarer Böden“
„Wir sind Boden“ ist eine Feststellung mit weitreichenden Folgen, denn unsere Körper bestehen tatsächlich im Wesentlichen aus unserer täglich aufgenommenen Nahrung. Diese wiederum wächst auf den Böden dieser Erde. Einen wesentlichen Anteil an der Mobilisierung und Aufnahme von Nährstoffen haben komplexe mikrobielle Prozesse, sowohl im Boden und der Pflanze als auch in Mensch und Tier. Es existieren aber noch zahlreiche weitere Verbindungen zwischen gesunden Böden, einer intakten Mitwelt und menschlichem Wohlergehen. Der Vortrag begibt sich auf eine ganzheitliche Spurensuche nach den weitreichenden Konsequenzen dieser Erkenntnisse für die Landwirtschaft, für unsere Gesundheit sowie die Lebens- und Ernährungsweise der Zukunft.

Landeshauptmann-Stellvertreterin Anja Haider-Wallner
„Das 1. Burgenländische Bodensymposium ist ein wichtiger Schritt, um die Herausforderungen rund um die Klimakrise und Bodenversiegelung gemeinsam anzugehen. Es bringt Expert:innen aus den Bereichen Landwirtschaft, Entsiegelung und Biodiversität zusammen und fördert den fachlichen Austausch. Nur mit vereinten Kräften können wir unsere Böden schützen und die Lebensqualität in unseren Gemeinden verbessern.“