Kulturpreis des Landes Burgenland 2025

In den 1960er und 1970er Jahren erfolgte im Burgenland auch auf kulturellem Gebiet ein gewaltiger Entwicklungssprung. Es war die Zeit der Initiativen und einer enormen Aufbauarbeit im Bereich der kulturellen Infrastruktur. Es wurde erfolgreich versucht, zu den nationalen und internationalen Standards aufzuschließen. Zu diesen Standards gehörte auch die Verleihung von Kulturpreisen für außergewöhnliche kulturelle, künstlerische und volksbildnerische Leistungen. Im Jahr 1975 beschloss deshalb die Burgenländische Landesregierung, solche Kulturpreise zu stiften. Diese Preise wurden bis 1989 jährlich vergeben, danach – beginnend mit dem Jahr 1992 – alle drei Jahre.
Für jede Sparte gibt es eine kompetente, ehrenamtliche Jury, die aus jeweils fünf Mitgliedern besteht. Diese Jury hat die Möglichkeit, einen Würdigungspreis für ein herausragendes Lebenswerk oder einen Förderpreis, der aus einer vorausgegangenen Ausschreibung resultiert, für hervorragende Projektbeiträge vorzuschlagen. Sollte sich die jeweilige Jury auf keine Würdigungs- oder Förderungspreisträgerin bzw. -preisträger einigen können, gibt es die Möglichkeit, die vorgesehenen Beträge für Stipendien zu widmen. Über die tatsächliche Zuerkennung der Preise entscheidet immer die Landesregierung.
Entsprechend der ständigen Weiterentwicklung im Kunst- und Kulturbereich wurden die Statuten immer wieder adaptiert und neuen Gegebenheiten angepasst. Um alle Bereiche der Kulturarbeit im Land ausgewogen und gleichförmig zu erfassen, werden seit 2019 Kulturpreise in den sieben Sparten: Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Literatur, Musik, Volkskultur, Wissenschaft und Erwachsenenbildung vergeben. 2022 wurde das Preisgeld von 3.600 Euro auf 7.000 Euro angehoben.
Der Kulturpreis des Landes Burgenland, der zu den höchsten Auszeichnungen zählt, die seitens des Landes für Verdienste um Kultur, Kunst, Wissenschaft und Erwachsenenbildung verliehen werden, wurde bislang mehr als 180 PreisträgerInnen in Form von Würdigungspreisen, Förderpreisen oder Stipendien zuerkannt.
Sparte bildende Kunst

Laudatio für Hans Wetzelsdorfer
Haben Sie sich jemals gefragt, wie ein einzelnes Kunstwerk die Essenz einer ganzen Region einfangen kann? Dann darf ich Ihnen einen Mann vorstellen, der genau das vermag: Hans Wetzelsdorfer.
Ein Künstler, der nicht nur das kulturelle Leben des Burgenlandes geprägt hat, sondern auch weit über die Landesgrenzen hinauswirkt. Hans Wetzelsdorfer ist ein Visionär, ein Brückenbauer zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Region und Welt. Seine Werke – ob in Bild, Wort oder Raum – sind Ausdruck einer tiefen Verbundenheit mit seiner Heimat.
In Publikationen wie Schriftbilder und Burgenland authentisch erzählt er Geschichten, die uns berühren, die Identität stiften und die kulturelle Vielfalt des Burgenlandes sichtbar machen. Seine Porträts burgenländischer Literat*innen sind nicht nur Hommagen, sondern lebendige Zeugnisse einer reichen geistigen Landschaft. In Raum Bilder und Das Rust der Störche gelingt es ihm, das Wesen des Burgenlandes einzufangen – mit einem Blick, der sowohl lokal verwurzelt als auch universell verständlich ist. Seine Ausstellungen, von Budapest bis Aix-en-Provence, zeigen: Kunst aus dem Burgenland hat internationale Strahlkraft.
Doch Hans Wetzelsdorfer ist mehr als ein Künstler. Er ist ein Mentor, ein Förderer, ein Impulsgeber. Mit unermüdlichem Engagement inspiriert er junge Talente, unterstützt lokale Projekte und stärkt die Gemeinschaft. Seine Aktionen im öffentlichen Raum, etwa in Mörbisch und Hainburg, oder seine Installation ab- und zugewandert für den ORF Burgenland, zeigen: Kunst ist für ihn kein Elfenbeinturm, sondern ein lebendiger Dialog mit der Gesellschaft. Die von ihm initiierten sehfestspiele sind ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Kultur Menschen zusammenbringt, Horizonte erweitert und Räume verwandelt.
Mögen seine Fotografien auch weiterhin Herzen berühren und Generationen inspirieren.
 Herzlichen Glückwunsch zur verdienten Auszeichnung!
Petra Werkovits
Fotorecht: Erika Adamsson
Sparte darstellende Kunst

Laudatio für Johanna Tomek – Pionierin eines Theaters der Gegenwart
Johanna Tomek, geboren 1940 in Wien, zählt zu den markantesten Persönlichkeiten der österreichischen Theaterlandschaft. Nach einigen Anläufen für universitäre Studien absolvierte sie 1965 ihre Schauspielausbildung. Ihre Karriere begann am Kammertheater unter Hans Gratzer, gefolgt von Engagements am Theater der Jugend, Schauspielhaus Frankfurt, Landestheater Linz und weiteren renommierten Bühnen. 1971 wurde sie mit dem Förderungspreis zur Kainz-Medaille ausgezeichnet und von der Fachzeitschrift Theater heute zur besten Nachwuchsschauspielerin gekürt. 1981 war sie Gründungsmitglied des Theaters Drachengasse. Zwischen 1983 und 2005 inszenierte sie in dem von ihr und Werner Schönolt gegründeten Theater m.b.H. über 50 Stücke, oft mit politischem und feministischem, jedenfalls gesellschaftskritischem Fokus. Besonders hervorzuheben sind nicht nur Texte von österreichischen Autor*innen wie H. C. Artmann, Gustav Ernst, Michael Köhlmeier, Werner Schwab und Marlene Streeruwitz, sondern vor allem auch vom Who-is-who der internationalen Moderne, darunter mehrere Erst- und Uraufführungen des britischen Autors Howard Barker.
Auch ich als damals junger burgenländischer Autor kam in den Genuss des wachen Blicks und Engagements Johanna Tomeks. 1995 und 1997 brachte das Theater m.b.H. meine Stücke Die Nackten und Oberwart. Mon Amour zur Uraufführung, letzteres als Gemeinschaftsproduktion mit dem Offenen Haus Oberwart zu einer Zeit, als Koproduktionen in der freien Theaterszene, zumal mit einem Theater in der Provinz, noch alles andere als eine Selbstverständlichkeit waren. Vor allem schätzte ich Johanna Tomeks Hand für atmosphärisch dichte Inszenierungen, ihren akribisch genauen Umgang mit Sprache und Schauspiel und die mit ihrem Partner Werner Schönolt umgesetzte Bühnenästhetik, die jede einzelne Theaterarbeit zu einem unverwechselbaren Abenteuer in den magischen Abgründen der Conditio humana machte. Ich jedenfalls pilgerte bisweilen wie ein Süchtiger in ihr Theater m.b.H. in der Zieglergasse in Wien. Und sah mich durch Tomeks Vorbild in meinem Einsatz für ein reines Uraufführungstheater bestätigt.
1983 beschlossen Johanna Tomek und Werner Schönolt, sich nach und nach auf das Land zurückzuziehen, und entschieden sich für das Südburgenland. Zuletzt beeindruckte Johanna Tomek als Solodarstellerin im Theatermonolog Ein deutsches Leben von Christopher Hampton, der 2022 im Kulturforum Südburgenland in Eberau Premiere hatte. In der Rolle der Brunhilde Pomsel, Sekretärin von Joseph Goebbels, bewies Johanna Tomek erneut nicht nur ihre feinsinnig ausgebreitete Klasse als Darstellerin, sondern auch spezielles Interesse an brisanten politischen Themen, in diesem Fall an Mitläufertum und individueller Verantwortung.
Peter Wagner
Fotorecht: Johanna Tomek
Sparte Literatur

Laudatio für Heinz Janisch
Heinz Janisch wurde 1960 in Güssing geboren und verbrachte einen Teil seiner Kindheit in Heiligenbrunn. Der Großvater und der Vater haben ihm früh vermittelt, dass das Erzählen und Lesen von Geschichten Türen zu neuen Welten öffnet und dass die Liebe zur Literatur ein Geschenk ist, von dem man sich ein Leben lang begleiten lassen kann. Heinz Janisch hat in Wien Germanistik und Publizistik studiert, ab 1982 war er Mitarbeiter beim Österreichischen Rundfunk. Als Redakteur war er für die Ö1 Porträt-Reihe Menschenbilder verantwortlich, er gestaltete und moderierte zahlreiche Ausgaben des Radiokollegs. Heinz Janisch lebt mit seiner Familie in Wien und im Südburgenland.
Seit den späten 1980er-Jahren ist Heinz Janisch als Autor tätig, rund 180 Werke sind bislang von ihm erschienen: Bilderbücher, Lyrik, Kinderbücher, Theaterstücke und Erzählungen. Gekennzeichnet ist sein Schreiben – gleich ob für Kinder oder für Erwachsene – von einer poetischen, sorgfältig eingesetzten und sehr fantasievollen Sprache. Mit oft nur wenigen Worten, Sprachbildern, bisweilen einem Augenzwinkern und der Einladung mitzuspielen, finden sich im Werk von Heinz Janisch Träume, Wünsche, Erinnerungen und Hoffnungen. Manchmal geht es auch um Unsicherheiten und Ängste, zugleich beinhalten die Texte aber immer die Ebene des Möglichen und eröffnen Mut und Zuversicht.
Die Bücher von Heinz Janisch wurden bereits in 25 Sprachen übersetzt, für seine Literatur hat der Autor viele Auszeichnungen erhalten, wie z.B. den Österreichischen Kunstpreis für Kinder- und Jugendliteratur, den Preis der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur und mehrmals den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis. 2024 wurde Heinz Janisch mit dem Christine-Nöstlinger-Preis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Die Jury würdigte den Schriftsteller für seine Fähigkeit, Kindern und Erwachsenen gleichermaßen auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen mit seinen Geschichten Ich-Stärke und Selbstermächtigung zu vermitteln. Ebenfalls 2024 hat der Autor den Hans Christian Andersen Award erhalten, die höchste internationale Auszeichnung für Kinderbuchautor*innen. Bei diesem als Nobelpreis der Kinderliteratur gewerteten Preis stehen die Aspekte der literarischen Qualität und die Bereitschaft, den Blickwinkel von Kindern erkennen zu können und deren Neugier zu wecken, im Fokus. Das Kuratorium des IBBY (International Board on Books for Young People) bezeichnet Heinz Janisch als „Meister der kurzen Form“, dessen Texte den Leser*innen Raum für Fantasie lassen. Obwohl viele seiner Werke humorvoll, manche sogar absurd sind, hat sein Schreiben eine philosophische Komponente, die seinen Büchern Tiefgang verleiht.
Mag.a Barbara Mayer
Fotorecht: Brigitte Friedrich
Sparte Musik

Laudatio für Christian Kolonovits
Es ist mir eine große Ehre und Freude, einem Künstler zu gratulieren, der wie kaum ein anderer für musikalische Vielfalt, kreative Leidenschaft und unverrückbare Heimatverbundenheit steht: Christian Kolonovits, Träger des Kulturpreises des Landes Burgenland 2025 in der Sparte Musik.
Christian Kolonovits ist nicht nur ein Name – er ist ein Markenzeichen für künstlerische Exzellenz. Ob als Komponist, Arrangeur, Dirigent oder Produzent – seine Werke überschreiten Grenzen: zwischen Klassik und Pop, zwischen Bühne und Tonstudio, zwischen internationalem Glanz und burgenländischer Bodenständigkeit. Er hat für Superstars wie Rainhard Fendrich, Georg Danzer oder Boney M. geschrieben und gearbeitet, produzierte Werke mit den Wiener Symphonikern ebenso wie mit den legendären Berliner Philharmonikern. Seine Arbeit mit den „3 Tenören“ hat ihn wohl in den musikalischen Olymp emporgehoben – zurecht! Die künstlerische Leitung der „Linzer Klangwolke“ 2003 oder die Pop-Oper Antonia und der Reißteufel, uraufgeführt an der Wiener Volksoper, zeigen seine Fähigkeit, Musik als Erlebnisraum zu denken – für Jung und Alt gleichermaßen. Das Musiktheater ist und war für ihn immer eine große Herausforderung, die er mit Kompositionen wie El Juez für José Carreras geschrieben hat, oder Musik für die Passionsgeschichte in Erl, die mit großem Erfolg im Frühjahr 2025 uraufgeführt wurde.
Und doch: Bei aller internationalen Strahlkraft blieb Christian Kolonovits dem Burgenland treu. Sein Musical Coming Home zum „Jahr der Volkskultur 2004“ war eine berührende Hommage an die burgenländischen Volksgruppen – an Vielfalt, Herkunft und Zusammenhalt. Seine Neufassung der Landeshymne zum 100-Jahre-Jubiläum war nicht bloß ein Arrangement – sie war musikalische Identitätsstiftung. In all seinem Schaffen verbindet Kolonovits das, was große Kunst ausmacht: Tiefe, Emotion und Haltung. Er beweist, dass Musik Brücken bauen kann – zwischen Generationen, Kulturen und Stilen. Sein Werk ist ein klingender Beweis dafür, dass Herkunft kein Widerspruch zur Weltläufigkeit ist, sondern ihr Fundament.
Lieber Christian, mit dem Kulturpreis des Landes Burgenland in der Sparte Musik würdigen wir nicht nur deine Erfolge – wir danken dir für deine Stimme, deinen Klang, deinen Beitrag zur burgenländischen, österreichischen und internationalen Musiklandschaft.
Herzliche Gratulation!
Mag. Gerhard Krammer
Fotorecht: Manfred Weis
Sparte Volkskultur

Laudatio für Gerhard Kisser
Prof. Gerhard Kisser wurde am 2. Oktober 1941 in Wien geboren, schloss 1963 eine Ausbildung als Grafik-Designer ab und war bis 1995 als selbstständiger Werbegrafiker tätig. 1971 hat Gerhard Kisser zum ersten Mal das Südburgenland besucht. Damals beeindruckte ihn die bäuerliche Holzarchitektur dermaßen, dass er noch im selben Jahr das letzte strohgedeckte Haus in Gerersdorf erwarb – der Grundstein für das spätere Freilichtmuseum war gelegt. Bis 1976 kamen fünf weitere Gebäude dazu und das „Ensemble Gerersdorf“ wurde erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Häuser im Museum stammen überwiegend aus der näheren Region, sie wurden unter großem Aufwand abgetragen, nach Gerersdorf transportiert und im Freilichtmuseum originalgetreu rekonstruiert.
Die meisten Häuser sind Holzgebäude, da muss man jeden Balken durchnummerieren, erzählt der Museumsgründer von dem aufwendigen Prozess: Da ich Grafiker bin, ist es mir relativ leichtgefallen, die Gebäude in Zeichnungen festzuhalten. Ich habe aber immer wieder Helfer gebraucht. Am Anfang haben mir vier Männer aus Heiligenbrunn beim Abtragen und Aufstellen der Häuser geholfen.
Gerhard Kisser ist ein Visionär, hat es verstanden, Ziele zu verfolgen, andere Menschen von seinen Ideen zu begeistern und sie zu motivieren. Es ist ihm außerdem gelungen, im Einklang mit örtlichen, dörflichen Strukturen und Entwicklungsmöglichkeiten etwas „Großes“ für Gerersdorf und damit für das Südburgenland zu etablieren. Das Freilichtmuseum Gerersdorf hat sich in den fast 50 Jahren seines Bestehens zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Südburgenland entwickelt. Unter dem Motto „Dorf im Dorf“ entstand über die Jahre ein Ensemble von 36 Gebäuden, gefüllt mit alten Gebrauchsgegenständen und landwirtschaftlichen Gerätschaften. Bei den Häusern handelt es sich um größtenteils mit Stroh gedeckte Wohn- und Wirtschaftsgebäude – das älteste stammt aus dem Jahr 1728.
Zu seinem 80. Geburtstag bekam Gerhard Kisser das Große Goldene Ehrenzeichen des Burgenlandes überreicht, außerdem wurde eine Bronzebüste zu seinen Ehren enthüllt. Obendrein darf sich Kisser bereits Ehrenbürger der Gemeinde Gerersdorf-Sulz nennen und wurde mit der Denkmalschutzmedaille für sein Lebenswerk ausgezeichnet. 2018 wurde das Freilichtmuseum zum „Schönsten Platz des Burgenlandes“ gewählt – ein Verdienst, das wohl untrennbar mit dem Namen Gerhard Kisser verbunden ist.
DI Peter Reichstädter
Fotorecht: Nikola Loicht
Sparte Wissenschaft

Laudatio für Mag. Dr. Gerhard Baumgartner
Mag. Dr. Gerhard Baumgartner erforscht Geschichte und hält sie lebendig: als Brückenbauer zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Wissenschaft und Gesellschaft, dem Burgenland und der Welt. Mit seiner Lebensarbeit prägt er das kulturelle Gedächtnis des Burgenlandes, macht die Stimmen der Verfolgten hörbar und leistet einen unschätzbaren Beitrag zur Erinnerungskultur.
Von Bertolt Brecht stammt der Satz: Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt. Mit seiner Forschung und seinem Engagement sorgt Gerhard Baumgartner dafür, dass die Erinnerung an die Opfer der Geschichte lebendig bleibt und uns als Mahnung und Auftrag für die Zukunft dient.
Mit der Verleihung des Kulturpreises des Landes Burgenland in der Sparte Wissenschaft würdigen wir eine Persönlichkeit, deren Lebenswerk weit über die Grenzen der Region hinausstrahlt. Als langjähriger wissenschaftlicher Leiter des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstandes widmet er sich insbesondere der Erforschung der Geschichte der Roma und Sinti sowie der jüdischen Bevölkerung. Sein Engagement für die Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus, etwa als Projektleiter zur Dokumentation der Holocaustopfer unter den österreichischen Roma und Sinti, bereichert die Erinnerungskultur nachhaltig. Seine wissenschaftliche Laufbahn beeindruckt ebenso durch Vielfalt und Tiefe. Gerhard Baumgartner vertrat Österreich als Delegierter bei der International Holocaust Remembrance Alliance, forschte als Research Fellow an der Universität Tel Aviv, arbeitete in der Österreichischen Historikerkommission und lehrte an Institutionen wie der Donau-Universität Krems, der Universität Salzburg und der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest. Über 20 Jahre hindurch verantwortete er als Redakteur ungarischsprachige Fernsehsendungen des ORF Burgenland. Als Ausstellungskurator, Gründungsmitglied der Burgenländischen Forschungs-gesellschaft, als Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und Mitherausgeber der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften prägt er die Geschichtsforschung maßgeblich mit.
Seine Forschungsschwerpunkte – von der Geschichte ethnischer und religiöser Minderheiten in Mittel- und Osteuropa bis zur burgenländischen Regionalgeschichte – spiegeln seine tiefe Verbundenheit mit der Region. Mit Vorträgen, die ihn von Drumling bis Dallas und von Nikitsch bis Novosibirsk führen, inspiriert er Menschen. Weltweit.
Gerhard Baumgartner verkörpert die Verbindung von Wissenschaft und gesellschaftlichem Engagement. Der Wissenschaftspreis des Landes Burgenland soll ihm als Zeichen höchster Wertschätzung und als Ermutigung dienen, diese bedeutende Arbeit fortzusetzen.
Mag. Georg Pehm
Fotorecht: Michaela Bobas-Pubic
Sparte Erwachsenenbildung

Laudatio für HRin Dr.in Margarete WALLMANN
Hofrätin Dr.in Margarete Wallmann studierte Pädagogik und Psychologie an der Universität Wien. Von 1989 - 1991 hatte sie die pädagogische Leitung des Landesverbandes der burgenländischen Volkshochschulen inne. 1991 wurde sie Mitarbeiterin, 1998 stellvertretende Leiterin und 2001 Leiterin der Förderungsstelle des Bundes für Erwachsenenbildung im Burgenland. 2003–2005 leitete sie als Geschäftsführerin das Ethnographische Museums Schloss Kittsee. Bis zu ihrer Pensionierung 2014 war Margarete Wallmann Direktorin des Bundesinstituts für Erwachsenenbildung (BIFEB) in Strobl am Wolfgangsee. 2014 erhielt sie das Große Ehrenzeichen für besondere Verdienste um die Republik Österreich. Sie war Mitbegründerin der Weiterbildungsakademie Österreich und Herausgeberin des Fachmagazins erwachsenenbildung.at.
Die Überzeugung, dass Bildung für ein selbstbestimmtes Leben unerlässlich ist, war der Antriebsmotor für Margarete Wallmann durch alle Stationen ihres beruflichen Wirkens. Ein besonderes Anliegen war ihr dabei stets die politische Bildung und hier vor allem die Frage, wie diese näher an die Lebenswelt der Menschen herangetragen werden kann. Dies zeigte sich schon bei ihrem beruflichen Einstieg als Kursleiterin in den frühen 1980er Jahren beim Landesverband der burgenländischen Volkshochschulen in Eisenstadt und später als Projektentwicklerin in der Förderungsstelle des Bundes für Erwachsenenbildung im Burgenland, wo sie die damalige Aufbruchsstimmung zu nutzen wusste. Unter dem Schlagwort Regionalisierung der Erwachsenenbildung unterstütze sie durch ihre Möglichkeiten in der Förderungsstelle neue Initiativen, die heute zum festen Bestand der Erwachsenenbildung des Burgenlandes zählen: Der Landesverband der burgenländischen Volkshochschulen und das damalige Volksbildungswerk für das Burgenland expandierten durch den Aufbau von Regionalstellen in den Norden und in den Süden des Landes, die Burgenländische Forschungsgesellschaft wurde als Einrichtung an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Erwachsenenbildung gegründet und das Literaturhaus Mattersburg aus der Taufe gehoben. Wichtig war Margarete Wallmann dabei stets das kooperative Zusammenwirken der Einrichtungen, was auch in ihrem Engagement für die Burgenländische Konferenz der Erwachsenenbildung (BuKEB) zum Ausdruck kam.
Margarete Wallmann hat mit ihrem Wirken, das in Vielem ein Ermöglichen war, die burgenländische Erwachsenenbildung bis heute geprägt.
Alfred Lang, BA
Fotorecht: Helmut Wallmann
Architekturpreis

Seit 2002 verleiht das Land Burgenland im zweijährigen Intervall den Architekturpreis für hervorragende zeitgenössische Architektur im Burgenland. Mit der Vergabe dieses Preises werden Bauten gewürdigt, die einen herausragenden Beitrag zur zeitgenössischen Architektur im Land leisten und in ästhetischer sowie innovatorischer Hinsicht als besonders vorbildlich zu bezeichnen sind.
Die Bauten werden im Hinblick auf ihren zukunftsweisenden Beitrag zur spezifischen Baukultur, zur substanziellen Dorferneuerung, zur Nachverdichtung bestehender Siedlungsgefüge oder bestehender Ensembles beurteilt. Ebenso sind neue typologische Ansätze für neue aber auch für tradierte Aufgaben und Funktionen, als auch der Umgang mit Ressourcen in der Wahl von Material, Konstruktion und Raumkonzeption Thema.
Im Fokus steht die spezifische Baukultur unseres Landes, die sich aus der Geschichte und der Landschaft (Klima, agrarische Struktur etc.) entwickelte, welche das Burgenland im Vergleich zu anderen Bundesländern so unverwechselbar macht.
Seit 2002 wurden über 320 Projekte eingereicht, 33 Preise und 29 Anerkennungen verliehen. Die Bandbreite der gewürdigten Bauwerke reicht von Einfamilienhäusern, öffentlichen Gebäuden, Kultur- und Bürohäusern, Weingütern bis hin zur Kirche, Museum und einer Überfahrtsbrückenfamilie.
2025 gelangten 20 Bauprojekte zur Einreichung, daraus wurden zwei gleichwertige Preise und zwei Auszeichnung prämiert. Der Wettbewerbsjury gehörten Bernado Bader, Hans Gangoly, Anna Wickenhauser, Kristina Macherhammer und Susanne Schmall an.
Preise:
Einfamilienhaus mit Schilfdach in Weiden am See
Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bad Sauerbrunn
Anerkennungen:
Stadtgarten Oberwart
haus sz in Wulkaprodersdorf
Das filmische Porträt der Architekturpreisträger ist hier zu sehen:
Fotorecht: Gilbert Berthold
Zeitgenössische bildende Kunst

Wettbewerbe im Bereich der zeitgenössischen bildenden Kunst werden vom Land Burgenland seit 2002 in den unterschiedlichsten Formaten und Sparten ausgeschrieben. Seitdem wurden 23 Künstlerinnen und zehn Künstler mit Anerkennungs- bzw. Würdigungspreisen (ohne Preisgeld) ausgezeichnet. Seit 2023 erfolgt die Einreichung digital über eine Online-Plattform für ein umfassendes künstlerisches Schaffen.
2025 wurde der mit 5.000 Euro dotierte Preis Mag.a Bettina Beranek zugesprochen. An der Ausschreibung nahmen elf Künstler*innen teil.
Der Jury gehörten an: MMag. Florian Lang, Mag.a Dr.in Eva Maltrovsky, Mag. Günther Oberhollenzer MA
Die Jurybegründung lautet:
Bettina Beranek spielt die räumliche Wahrnehmung in verschiedenen Facetten durch: Vordergrund – Hintergrund, Trompe l´oeil Malerei, Cut-outs und Bildstörungen. Auch die Lenkung des Blickes auf etwas, was sich farblich in einem Wasserglas abspielt. Wunderbar auch „Cut“ oder „Tape“. Hier überzeugt das konsequente Ausarbeiten der verschiedenen Annäherungsweisen an das konzeptuelle Thema „räumliche Wahrnehmung“ und deren künstlerische Umsetzung mittels Malerei, Fototransferdruck und Enkaustik, Druckgrafik, Collage etc. (Mag.a Dr.in Eva Maltrovsky)
Immer wieder arbeitet Beranek in ihren Malereien mit Schärfe und Unschärfe, mit analogen versus digitalen Bildelementen und fordert die Betrachtenden auf, ihr Sehen zu hinterfragen. So bilden z.B. in der Serie „Schichtwechsel“ gemalte Selbstporträts von bekannten und weniger bekannten Künstlerinnen den Ausgangspunkt. Beranek malt verschwommene Bilder, die durch bunte, kleine Quadrate überlagert werden, wie man sie etwa von digitalen Bildstörungen her kennt. Gleichzeitig thematisiert die Künstlerin damit aber auch das Marginalisieren und Ausradieren weiblicher Autorenschaft. (Mag. Günther Oberhollenzer MA)
Bettina Beranek, 1968 geboren, ist eine bildende Künstlerin, die an der Universität für angewandte Kunst in Wien und an der Kunstakademie Düsseldorf Malerei studierte. Sie schloss ihr Studium 2005 ab und ist seither mit ihren Werken in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland vertreten. Beranek lebt und arbeitet in Deutschkreutz. Ihre Werke finden sich in öffentlichen und privaten Sammlungen.
Beranek arbeitet in Serien, in denen sie unterschiedliche Fragestellungen unseres Sehvorgangs beleuchtet und durch ihre Malerei sichtbar macht. Beispielsweise: Wie kommen die Bilder von unseren Augen in unsere Köpfe? Wie funktioniert peripheres und zentrales Sehen? Was sehen wir bei geschlossenen Augen? Wie hat die Fotografie unser Sehen verändert? Je mehr ich mich mit diesem Thema befasse, umso mehr Fragen tauchen auf, so Bettina Beranek.
Artist Statement:
Zentrale Aspekte meiner Arbeiten sind feministische Fragestellungen sowie die Auseinandersetzung mit der visuellen Wahrnehmung und deren Dekonstruktion.
Fotorecht: Robert Davis
Literaturwettbewerb

Das Land Burgenland vergibt seit 1993 Literaturpreise, seit 2004 alternierend für ein abgeschlossenes bzw. ein in Arbeit befindliches Werk in Form eines Stipendiums. 2024 wurde der Literaturwettbewerb erstmals in der Sparte Kinder- und Jugendbuch ausgeschrieben. Bislang wurden 17 Autorinnen und 12 Autoren in der Sparte Literatur ausgezeichnet.
Aus den neun teilnehmenden Autor*innen entschied die Jury, den mit 5.000 Euro dotierten Preis an Susanne Sommer für ihr Werk „Puszta Züge“ zu verleihen.
Der Jury gehörten an: Raoul Eisele BA BA MA, Petra Ganglbauer, Mag.a Katharina Tiwald
Die Jurybegründung lautet:
Susanne Sommer gelingt mit ihrer Prosa Puszta Züge ein vielgestaltiger Text, der ein Zugleich und Ineinander von seelischer Befindlichkeit, Welt und Sprache herstellt.
Die dem Text inhärente Beobachtungsgabe macht das Erzählte gleichermaßen synästhetisch wie authentisch. Im Hintergrund der Begegnung der Ich-Erzählerin mit dem Flüchtling Nazar finden sich Themen wie Migration, Heimatlosigkeit oder Verfolgung ohne sich aufzudrängen. In dieser Hinsicht ist der Text eigen, weil er auf herkömmliche Inszenierungen des aktuell Politischen verzichtet und dennoch nachhaltig wirkt. (Mag.a Petra Ganglbauer)
Susanne Sommer, 1982 geboren, ist eine vielseitige burgenländische Autorin, Texterin, Sprecherin, Performerin und Aktivistin. Ihre enge Verbindung zum Burgenland prägt sowohl ihr künstlerisches Schaffen als auch ihre Identität. Nach dem Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie der Angewandten Linguistik an der Universität Wien sammelte sie Erfahrungen in der Regieassistenz an verschiedenen österreichischen Bühnen (u.a. Schauspielhaus Wien, Dschungel Wien, Kosmos Theater Wien, Seefestspiele Mörbisch) und in der Medienarbeit für diverse Nachrichtenagenturen und Radiosender (u.a. ORF, ZDF,
 pressetext).
Seit 2014 ist sie als freie Autorin, Texterin und Performerin tätig. Ihre Themen – selbstbestimmtes Lernen, Geburt, Trauma, Identität, Frausein und Muttersein – verarbeitet sie in Lyrik, Prosa und Sachtexten. Als Mitglied der IgfemAT und Literar-Mechana trägt sie aktiv zur feministisch geprägten Literaturszene bei und ist in der österreichischen Literaturgemeinschaft fest verankert.
Artist Statement:
Mein Anliegen ist es, die Lyrik (und eben nicht nur „klassische Lyrik“, sondern auch lyrische Prosa) groß ins Rampenlicht zu setzen: indem sie authentisch ist. Spürbar. Erlebbar. Durch Wort. Gesang. Tanz. Durch das Einbeziehen des Publikums. Lyrik lebt sehr stark AUCH von der Verschwesterung mit anderen Kunstformen. Und umgekehrt. Das Planen und Erschaffen neuer Lyrik-Bühnen-Formate ist mir ein großes Anliegen.
Fotorecht: Bettina Hercher
Großes Kunststipendium Sparte Literatur

2023 schrieb das Kulturreferat erstmals das mit 12.000 Euro dotierte Große Kunststipendium in der Sparte Literatur aus. Damit soll es Künstler*innen erleichtert werden, die gesamte Vorbereitungs-, Konzeptualisierungs- und Realisierungsphase eines künstlerischen Projektes umzusetzen.
Aus den vier teilnehmenden Literat*innen entschied die Jury, das mit 12.000 Euro dotierte Stipendium an Katrin Bernhardt für ihr literarisches Vorhaben „A/ahnen. Eine Einkreisung“ zu verleihen.
Der Jury gehörten an: Raoul Eisele BA BA MA, Petra Ganglbauer, Mag.a Katharina Tiwald
Die Jurybegründung lautet:
Im Rückblick auf die Vergangenheit, in den verwobenen Fäden weiblicher Geschichten, entfaltet sich ein tief berührendes Konzept: „A/ahnen. Eine Einkreisung“. Dieser Text erzählt nicht nur, sondern spürt nach, was es bedeutet, über fünf Generationen hinweg die Last und die Liebe einer Familie – oder einer unabhängigen weiblichen Welt – zu tragen. Es ist eine mutige Annäherung an das Unaussprechliche: Trauma, Scham, Schuld und Missbrauch. Diese Themen werden offengelegt als Orte des Widerstands und der Heilung.
Ein zentrales Element ist die Idee, übersinnliche Fähigkeiten als generationenübergreifendes Band einzusetzen – etwa, dass die Enkelin zur Großmutter spricht, selbst über den Tod hinaus. Dies verleiht dem Projekt eine zusätzliche Dimension, die über das Sichtbare hinausreicht und neue Wege des Erzählens eröffnet. So wird sichtbar, wie Erinnerung sich formt und verändert.
Die Entscheidung, Frauenfiguren durch Rollenbezeichnungen statt durch Namen zu benennen, hebt gesellschaftliche Konstrukte hervor: Abhängigkeiten, Machtverhältnisse und Fürsorgepflichten – alles Spiegelbilder ihrer jeweiligen Epochen und Jahrzehnte. Dieser bewusste Akt der Reflexion dient dem Widerstand gegen das Vergessen und gleichzeitig der Ermächtigung aktueller sowie zukünftiger Generationen.
Bernhards Projekt reiht sich in die Tradition bedeutender Stimmen wie Herta Müller, Annie Ernaux, Brigitte Schwaiger oder Zsuzsa Bánk ein – Stimmen, die weibliche Erfahrung sichtbar machen und Raum für Reflexion schaffen. Mit der Betonung weiblicher Stimmen leistet das Vorhaben einen wichtigen Beitrag zur längst überfälligen Gleichberechtigung in Kunst und Literatur. Oder wie Valie Export einst sagte: „AND IT IS THE RIGHT TIME that women use art as a means of expression so as to influence the consciousness of all of us, let our ideas flow into the social construction of reality to create a human reality.“ (Women’s Art: A Manifesto, 1972). Dieser Satz gilt heute ebenso wie vor fünfzig Jahren.
Katrin Bernhard, wir gratulieren herzlich zu diesem mutigen Vorhaben.
(Raoul Eisele BA BA MA)
Katrin Bernhardt, 1982 geboren und in Forchtenstein aufgewachsen, ist eine burgenländische Autorin und bildende Künstlerin, die seit 2022 freischaffend in Bad Fischau-Brunn lebt. Sie studierte Klassische Archäologie und Philosophie. Ihre Werke, die sowohl Lyrik als auch Bilderbuchprojekte umfassen, wurden mehrfach ausgezeichnet und in verschiedenen renommierten Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht. Als Mitglied des PEN-Club Austria, des Österreichischen Schriftsteller:innenverbands und der IG Autorinnen Autoren trägt sie aktiv zur literarischen Szene bei. Ihre jüngsten Publikationen, wie die Lyrikbände Fremdwerden (2024) und Aufbrechen (2020) sowie das Bilderbuch Dori Dachs ist heute faul (2024) sind Zeugnisse ihrer kreativen Vielseitigkeit.
Fotorecht: Michael Bernhardt
