Stand der Sanierung: August 2020

Im Mai 2019 hat das Land Burgenland das eindrucksvolle Gebäude der ehemaligen Synagoge Kobersdorf erworben. Daraufhin wurden mehrere Studien und Gutachten in Auftrag gegeben, aus denen hervorgeht, dass sämtliche Gebäudeteile, Gebäudeinfrastruktur, Außenanlagen und Einfriedung der ehemaligen Synagoge einer umfassenden, alterswertigen Sanierung und Restaurierung zu unterziehen sind. Die baulichen Maßnahmen werden von der LIB – Landesimmobilien Burgenland GmbH in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt und mit der IKG Wien durchgeführt. Die begonnene Form der alterswertigen Restaurierung, bei der das Gebäude soweit als möglich in den ursprünglichen Zustand versetzt wird, wird fortgeführt. Dadurch soll die historische Aussagekraft der Synagoge – als sichtbarer Zeitzeuge einer grausamen historischen Epoche – nicht zerstört werden. Die Sanierungsmaßnahmen haben bereits begonnen und sollen - aus jetziger Sicht – bis mindestens Ende 2021 andauern.

Die Fassade

Die Wände der Kobersdorfer Synagoge sind als Mischmauerwerk aus gebrannten Tonziegeln und Granitsteinen errichtet worden. Sowohl im Innen- wie auch – vermehrt – im Außenbereich sind Fehlstellen sowie lose oder absandende Putzflächen zu sehen. An der Außenfassade des Gebäudes konnten insgesamt drei Färbelungen festgestellt werden. Anhand der Erstellung einer Musterachse wurde die ursprüngliche äußere Erscheinung aus Eröffnungsjahr 1860 versucht wiederherzustellen. Diese Rekonstruktion soll nun zur Entscheidungsfindung beitragen, wie das Gebäude zukünftig nach außen hin repräsentiert werden soll.

Die Bereiche der Wände bis ca. 1,20 Meter über Fußbodenniveau sind augenscheinlich durchfeuchtet. Umfassende Maßnahmen zur Trockenlegung des Mauerwerks sind hier erforderlich. In einer 1. Bauphase Anfang Oktober soll mit dieser Maßnahme begonnen werden. Genauere Informationen hierzu erfolgen zeitnah.

Fenster und Türen

Die insgesamt 16 Fenster des Gebäudes sind überwiegend im Bestand nur mehr rudimentär vorhanden und sind derzeit zum Schutz mit Holzschalungen versehen. Für die Restaurierung müssen alle schadhaften Teile einzeln aus- oder abgebaut und alle offenen Verbindungen verleimt werden. Sowohl Fensterflügel als auch Rahmen müssen entsprechend dem vorhandenen Musterfenster inklusive Verglasung restauriert bzw. neu angefertigt werden.

Die Türen und Portale sind teilweise im Original vorhanden, wenngleich stark sanierungsbedürftig. Zum Schutz sind die Portale und Öffnungen ebenfalls mit Holzschalungen beziehungsweise vorgesetzten Brettertüren versehen.

Die Sanierung der Fenster und der Türen zählt wohl zu den technisch aufwendigsten Maßnahmen im Zuge der Sanierung des Gebäudes.

Die Einfriedung

Die sogenannte Einfriedung ist eine Anlage an oder auf einer Grundstücksgrenze, die dazu bestimmt ist, ein Grundstück zu umschließen und nach außen abzuschirmen. Diese Einfriedung besteht im vorliegenden Fall aus gebrannten Ziegelsteinen. Das Mauerwerk weist großteils massiven Substanzverlust auf und die Zaunfelder fehlen. Im Rahmen der Sanierungsarbeiten soll die Außenanlage nach historischen Vorbild wiederhergestellt werden.

Sanierung Raumschale

Die aufgrund des Befundes sowie der labortechnischen Analyse erkennbaren Farbschichten lassen 3 Gestaltungsphasen im Innenraum erkennen: Die erste Gestaltungsphase entspricht wohl der ursprünglichen, zum Errichtungszeitpunkt (1857-1860) vorhandenen Färbelung. In einer zweiten Gestaltungsphase wurden weite Teile des Innenraumes neu gefärbelt. In einer nicht näher datierten Nutzungsphase nach dem 2. Weltkrieg erfolgte eine dritte Gestaltungsphase, welche auch heute noch vorhanden ist. Genauso wie außen an der Fassade ist auch im Innenraum eine Musterachse hergestellt worden, um das Restaurationsziel festzulegen.

Dachstuhl- und Emporenbereich

Die Holzkonstruktion des Dachstuhles und der Frauenempore ist zum Großteil in gutem Zustand. Die Empore ist allerdings von Holzwurmbefall betroffen. In den nächsten Schritten soll der Dachstuhl- und Emporenbereich einer Schädlingsbekämpfung unterzogen werden.