Die frühbronzezeitlichen Gräberfelder

Direkt am Leithafluss gelegen, ist Gattendorf nachweislich seit dem Beginn der Bronzezeit am Ende des
3. Jahrtausends v. Chr. besiedelt. Die Bronzezeit ist im Zusammenhang mit Gattendorf erwähnenswert, weil der Ort in der archäologischen Fachwelt als namengebender Fundort der Gáta-Kultur bekannt ist, wie die frühbronzezeitliche Wieselburger Kultur in Ungarn genannt wird. Im deutschen Sprachraum ist die Kultur nach dem Komitat Moson (deutsch: Wieselburg) benannt. Bereits im 19. Jahrhundert wurde im Zuge der Bauarbeiten an der Preßburgerbahn ein frühbronzezeitliches Gräberfeld in Gattendorf im Kreuzungsbereich der Bahnlinie mit der Straße nach Zurndorf gefunden. In Anbetracht dieser Entdeckung unternahm der Kommitatsarchäologe Anton Söter in den Jahren 1898 und 1899 archäologische Untersuchungen an der Fundstelle. Zuvor waren einige Gräber während des Baugeschehens zerstört worden und ein Großteil der Funde verschwunden. Im Zuge der ordentlichen Grabungskampagnen von Anton Söter konnten 43 frühbronzezeitliche Bestattungen freilegen werden.

Der Archäologe musste leider feststellen, dass viele dieser Gräber bereits kurz nach ihrer Errichtung beraubt worden waren, sodass nur wenige Keramikgefäße und Trachtbestandteile, wie Spiralarmreife, Bronzenadeln, Bronzenadeln und Schmuck aus Dentalien geborgen werden konnten. Mit den Grabungskampagnen des 20. Jahrhundert im Bereich des eponymen Gräberfeldes konnten insgesamt mehr als 70 Bestattungen nachgewiesen werden.

Ein weiterer Bestattungsplatz der Wieselburger Kultur befindet sich am nordwestlichen Ortsrand. Das Areal wurde in den 2000er Jahren in Bauland umgewidmet, parzelliert und großflächig archäologisch untersucht.

Im Zuge der Ausgrabungen wurden neben einem Bestattungsplatz auch Siedlungsspuren der frühen Bronzezeit entdeckt. Auch in nachfolgenden Epochen wurde dieser Platz als Siedlungsraum genutzt, etwa in der späten Eisenzeit. Zahlreiche Funde, vor allem Keramikscherben mit feiner Kammstrichzier aus mehreren Grubenhäusern weisen in die Spät-Latènezeit.

Als Highlight der Fundstelle kann ein insgesamt 134 Gräber umfassender Bestattungsplatz aus der Zeit der ungarischen Landnahme gelten. Das magyarische Gräberfeld wurde in regelmäßigen Reihen angelegt und diente 151 Verstorbenen als letzte Ruhestätte.

Als besonders bemerkenswert gilt, dass die Gräber nicht beraubt waren und Gegenstände, wie Fingerringe, Hals- und Armreife, sowie lunulaförmige Anhänger und Scheibenfibeln enthielten, die ins 10. und 11. Jahrhundert datieren. Unter den Artefakten konnte auch eine Münze aus der Regierungszeit des ersten ungarischen Königs Stefan I. mit der Umschrift „Stephanus Rex“ gefunden werden, die im ersten Drittel des 11. Jahrhunderts geprägt wurde. Heute durchziehen bereits mehrere Gassen mit neuen Einfamilienhäusern das Fundareal.