LH-Stv.in Eisenkopf: Gemeinsam für mehr Gewaltschutz

Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf (Mitte) besuchte mit der steirischen Landesrätin Doris Kampus die Männerberatungsstelle Oberwart und ließ sich von Christian Scambor, Leiter der Gewaltarbeit, über die Arbeit der Männerberatungsstelle informieren.

Das Burgenland und die Steiermark stehen in engem Austausch, wenn es um den Kampf gegen Gewalt geht. „Gewaltschutz muss auf vielen Ebenen passieren. Es ist wichtiger denn je, das Thema Gewalt auf dem gesellschaftlichen, aber auch politischen Radar zu haben“, betont Landeshauptmann-Stv.in Astrid Eisenkopf.

Im Rahmen der bevorstehenden „16 Tage gegen Gewalt“ spielt auch die Männerberatung eine wichtige Rolle. Die Männerberatungsstelle in Oberwart ist eine wichtige Anlaufstelle für Südburgenländer und Steirer, wenn es um opferschutzorientierte Täterarbeit und Gewaltprävention für Männer geht. Im Rahmen eines bundesländerübergreifenden Austausches informierten sich Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf und die steirische Landesrätin Doris Kampus vor Ort über das Angebot. 
Am 25. November starten die „16 Tage gegen Gewalt“. War es bislang üblich, das Angebot für Frauen zu beleuchten, geht Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf heuer zusätzlich einen anderen Weg: „Heuer wollen wir auch auf das Angebot für Männer aufmerksam machen. Gewaltschutz ist ein umfassendes Thema, das auf vielen verschiedenen Ebenen angegangen werden muss. Je besser sich diese Ebenen vernetzen und zusammenarbeiten, desto erfolgsversprechender sind auch hier die Resultate.“
Die seit 1,5 Jahren andauernde Pandemie geht in vielfacher Hinsicht an die Substanz. Vor allem in den Familien steigt der Druck durch Mehrfachbelastungen, Existenzängste und Überforderung. Nicht selten eskalieren Situationen und münden in Gewalt gegen Frauen und Kinder. „All dies passiert oft hinter verschlossenen Türen, weshalb die Dunkelziffer in diesem Bereich sehr hoch ist“, stellt LH-Stv.in Eisenkopf fest, „In den letzten Monaten wurde uns die Spitze dieses schrecklichen Eisbergs in dramatischer Art und Weise vor Augen geführt: Wir steuern einem traurigen Rekord entgegen, wurden doch alleine in diesem Jahr 26 Femizide (Stand: 17.11.2021) verübt. Dies zeigt uns, dass Gewalt gegen Frauen in Österreich leider immer noch an der Tagesordnung steht. Viel zu viele Frauen leben in Beziehungen, die von Gewalt geprägt sind und müssen um ihr Leben fürchten.
Jede fünfte Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt, jede dritte Frau musste seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form von sexueller Belästigung erfahren und jede siebente Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr von Stalking betroffen. Alleine 2020 wurden in Österreich laut polizeilicher Kriminalstatistik 31 Frauen ermordet, 2018 sogar 41 Morde an Frauen. Monatlich werden mittlerweile drei Frauen ermordet. Beim überwiegenden Teil der Frauenmorde bestand ein Beziehungs- oder familiäres Verhältnis zwischen Täter und Opfer. 
Burgenland und Steiermark setzen gemeinsame Initiativen 
„Bereits im Mai haben Doris Kampus und ich gemeinsam mit weiteren Gewaltschutzreferentinnen der Bundesländer bereits vor dem ersten Runden Tisch der Bundesregierung länderübergreifend eine Initiative gestartet, um auf den dringenden Handlungsbedarf hinzuweisen und konkrete Ideen vorzuschlagen“, berichtet Eisenkopf. In einem gemeinsamen Brief wurde ein dringender Austausch zwischen Bund und Länder gefordert sowie Vorschläge für konkrete Maßnahmen aufgestellt, wie regelmäßiger Gewaltschutz-Dialog zwischen Bund und Ländern, Erweiterung der Bundesmittel für Akuthilfe, Verstärkung der Präventionsarbeit sowie Implementierung von vom Innenministerium koordinierten Fallkonferenzen in jedem Bundesland.
„Als politisch Verantwortliche verbindet uns, dass es klar ist: Gewalt ist keine Privatsache. Gewalt gegen Frauen geht uns alle an. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die ganz oben auf der politischen Tagesordnung stehen muss. Wir können diese entsetzliche Statistik des Grauens mit 26 Tötungsdelikten nicht einfach zur Kenntnis nehmen, wir müssen mit ganzer Kraft gegen Gewalt an Frauen ankämpfen“, unterstreicht die steirische Soziallandesrätin Doris Kampus. „Wir stehen ja in allen Bundesländern vor sehr ähnlichen Herausforderungen, auch die Lösungen sind daher vergleichbar. Es ist daher kein Zufall, sondern nur sinnvoll, dass die Steiermark und das Burgenland zeitgleich an einer Gewaltschutzstrategie als Basis für die Gewaltschutzbemühungen der beiden Bundesländer arbeiten. Man muss das Rad ja keineswegs immer neu erfinden, sondern offen sein für Anregungen, die von außen kommen. Dafür möchte ich mich auch ausdrücklich bei Dir und allen unseren Gesprächspartnerinnen bedanken.“
Umfassender Gewaltschutz im Fokus
Erst in der vergangenen Woche hat LH-Stv.in Eisenkopf als zuständiges Regierungsmitglied an der Landesfrauenkonferenz teilgenommen. Dabei wurden eine Reihe von Anträgen an die Bundesregierung beschlossen, die mehr Gewaltschutz zum Ziel haben. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Absicherung der Frauen- und Mädchenberatungsstellen in bisher unzureichend versorgten Gebieten. Denn für Frauen, die Hilfe benötigen, ist es enorm wichtig, dass die Hilfe vor der Haustüre liegt und dass die Hilfe unbürokratisch, vertraulich und einfach erhältlich ist. „Es freut mich, dass wir hier im Burgenland genau diese Hilfe flächendeckend anbieten können. Wir haben als einziges aller österreichischen Bundesländer in jedem Bezirk eine Frauenberatungsstelle“, so Eisenkopf. In der morgigen Landtagssitzung wird zudem ein Antrag behandelt, der die Sicherstellung der Finanzierung der Frauenberatungsstellen fordert.
Neben dem flächendeckenden Angebot für Frauen im Burgenland ist es aber genauso wichtig, auch Beratungen und Unterstützungsmaßnahmen für Männer anzubieten. So fördert das Land nicht nur die Frauenberatungsstellen, sondern auch die Männerberatung in Oberwart. „In der vergangenen Stunde durften LRin Kampus und ich uns bereits einen guten Eindruck von der Arbeit der Männerberatungsstelle in Oberwart verschaffen, die sich als Fachstelle für Gewaltarbeit ganz intensiv mit opferschutzorientierter Täterarbeit und Gewaltpräventionsarbeit für Männer beschäftigt“, stellt Eisenkopf fest. 
Männerberatungsstelle für Steiermark und Südburgenland
Gewalt von Männern an ihren Partnerinnen oder Ex-Partnerinnen ist ein Männerproblem und steht mit patriarchalen Strukturen und destruktiven Vorstellungen von Männlichkeit in Zusammenhang. „Unser Ziel ist, Gewalt zu verhindern, bevor sie entsteht. Wenn Männer oder Burschen bereits gewalttätig geworden sind, ist es unser Ziel, das Gewaltverhalten zu beenden“, beschreibt Christian Scambor von der Männerberatungsstelle die Arbeit der Einrichtung. Gewalt ist niemals Privatsache, auch in Beziehungen nicht. Um sie zu beenden, braucht es eine gute Kooperation und Vernetzung von Täterarbeit, Opferschutzeinrichtungen, Polizei, Justiz, Kinder- und Jugendhilfe sowie vielen weiteren Einrichtungen. Bei Opferschutzarbeit und Täterarbeit geht es nicht um „entweder – oder“, sondern um „sowohl als auch“. Denn: Täterarbeit kann einen Beitrag zum Opferschutz leisten, indem das Gewaltverhalten von Männern nachhaltig abgebaut wird.
Dazu ist eine Palette von Maßnahmen notwendig: von niederschwelligen Beratungsangeboten über unmittelbare Interventionen nach einem Betretungsverbot bis zu Anti-gewalt-Trainings, Psychotherapie, Suchtbehandlung und vielem mehr. „Unser Bestreben ist es, die Arbeit mit gewalttätigen Männern in Kooperation mit anderen Einrichtungen durchzuführen“, so Scambor. In der Männerberatungsstelle wird Täterarbeit, de- eskalierende Männerberatung, gewaltpräventive Arbeit mit Buben und Burschen sowie Vermittlung von Männlichkeitsbildern, die nicht mehr an Härte, Dominanz und patriarchalen Vorstellungen orientiert sind, angeboten. „Die Unterstützung der Landesregierungen im Burgenland und der Steiermark ermöglicht es uns, in diesen Feldern unseren Beitrag zu leisten“, stellt Scambor fest.
Burgenland arbeitet an einer eigenen Gewaltpräventionsstrategie
Um dem Thema Gewalt aber auch in anderen Bereichen zukünftig die nötige Gewichtung zu geben, wurde im Zukunftsplan Burgenland die Umsetzung einer landesweiten Gewaltpräventionsstrategie festgehalten. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, das Gewaltpräventionsprogramm ganzheitlich und ressortübergreifend zu denken, wird doch in vielen Bereichen bereits so viel Gutes getan, das nun durch die Strategie vor den Vorhang geholt werden soll. Wir wollten uns ansehen, wo Synergien geschaffen werden können und wo Kooperationsmöglichkeiten bestehen. Gleichzeitig soll der Blick aber auch darauf geworfen werden, wo noch Handlungsbedarf besteht“, beschreibt Eisenkopf das Strategievorhaben, „Mit dieser Strategie wollen wir versuchen, an Punkten anzusetzen, bevor Gewalt entstehe und somit dazu beitragen, dass alle Menschen im Burgenland – allen voran alle Frauen und Kinder – ein gewaltfreies Leben führen können.“
Vor einem dreiviertel Jahr konnte Eisenkopf das erste Meeting der Arbeitsgruppe zur Erarbeitung einer landesweiten Gewaltpräventionsstrategie eröffnen und damit den Startschuss zur Erarbeitung der Strategie geben. „Wir bleiben dran und hoffen, schon im ersten Halbjahr 2022 die Gewaltpräventionsstrategie präsentieren zu dürfen“, wünscht sich die LH-Stv.in.
Aktionen 2021
Am 26.11.2021 wird gemeinsam mit dem Frauenhaus Burgenland im Rahmen der „16 Tage gegen Gewalt“ eine rote Bank vor dem Landhaus aufgestellt. Diese Bank soll einerseits Aufmerksamkeit erregen und an die Opfer von Gewalt an Frauen erinnern, gleichzeitig aber auch mit der Notrufnummer des Frauenhauses Burgenland ausgestattet sein. Traditionell wird auch die Fahne „16 Tage gegen Gewalt“ am Landhaus wehen. Der geplante Fackelzug muss pandemiebedingt auch heuer ausfallen. Weitergeführt wird hingegen die Aktion „Himbeerkracherl gegen Gewalt“, wo auf Flaschenetiketten in Getränkeautomaten in Schulen auf das Thema aufmerksam gemacht wird. Im kommenden Jahr ist geplant, die Aktion auf den Familypark in St. Margarethen auszuweiten.