Zehn Jahre Flüchtlingstragödie bei Parndorf

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil

LH Doskozil: „Zu solchen Krisen darf es gar nicht kommen; brauchen konsequente Asylpolitik“

2015 sah sich das Burgenland einer enormen Flüchtlingswelle gegenüber. Zwischen 5.000 und 20.000 Menschen kamen täglich über die Grenzen nach Österreich, der Grenzübergang Nickelsdorf entwickelte sich schnell zu einem Brennpunkt. Einen traurigen Höhepunkt erreichte die Massenflucht am 27. August mit der Auffindung eines Kühltransporters in einer Pannenbucht an der A4 bei Parndorf, darin 71 verstorbene Flüchtlinge. Am Dienstag, dem 26. August, jährt sich ihr Todestag, der die Flüchtlingsbewegung mit voller Wucht in die kollektive Wahrnehmung katapultierte, zum zehnten Mal. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, der das einschneidende Ereignis 2015 in seiner Funktion als Landespolizeidirektor an vorderster Front erlebte: „Das Management der Flüchtlingsbewegung hat im Burgenland gut funktioniert. Politisch hat sich seither jedoch viel zu wenig getan um derartigen Katastrophen in Zukunft vorzubauen. Dazu braucht es in Österreich und Europa endlich eine vorausschauende und konsequentere Migrationspolitik.“ 

Konkret fordert Landeshauptmann Doskozil auf europäischer Ebene eine neue Verfahrenssystematik mit außereuropäischen Zentren und raschen Asylverfahren sowie einen effektiven Schutz der EU-Außengrenze. „Die Politik in Österreich und ganz Europa ist gefordert, endlich die Lehren aus dem Jahr 2015 zu ziehen und eine nachhaltige Strategie zu entwickeln, damit sich solche dramatischen Ereignisse in Österreich nicht mehr wiederholen können", so Doskozil. In Österreich brauche es eine konsequente Abschiebepraxis. Dass der Großteil der Asylwerber mit rechtskräftig abgelehnten Anträgen in Österreich bleibt, sei für ihn nicht nachvollziehbar. 

„Im eigenen Wirkungsbereich setze ich alles um, was möglich ist, um das Burgenland und seine Bevölkerung vor Eskalationen wie 2015 zu schützen. Außerdem setzen wir auf echte Integration – durch die Verpflichtung von Asylwerbern zur Erbringung gemeinnütziger Arbeit ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung gelungen. Migration muss finanziell und gesellschaftlich tragbar sein, das ist eine Frage der Gerechtigkeit“, so der Landeshauptmann. Außerdem hat die Landesregierung im Vorjahr eine Beschränkung der Grundversorgungsplätze auf 330 beschlossen. Das entspricht der von Doskozil mehrfach geforderten Obergrenze von jährlich 10.000 Asylanträgen pro Jahr für Österreich.

Anlässlich des zehnten Jahrestages der Flüchtlingstragödie wiederholt der Landeshauptmann, seinerzeit Landespolizeidirektor, seinen Dank an die Einsatzkräfte: „Damals, in der Situation, musste man die emotionale Belastung vorerst wegschieben und einfach funktionieren. Nicht nur ich – das gilt für alle Einsatzkräfte. Sie haben an diesen Schicksalstagen Großartiges geleistet.“

Rückblick

Am 27. August 2015 beobachtete die Autobahnpolizei in einer Pannenbucht auf der A4 bei Parndorf einen abgestellten Kühllaster. In weiterer Folge wurden darin 71 Leichen entdeckt, bei denen es sich um Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und dem Iran handelte – 59 Männer, acht Frauen und vier Kinde waren in dem luftdichten LKW erstickt. Weitere Ermittlungen ergaben, dass der Flüchtlingstransport, der über keine Lüftung verfügte, bereits am 26. August 2015 an der serbisch-ungarischen Grenze gestartet war und beim Grenzübertritt nach Österreich bereits sämtliche Flüchtlinge tot waren. Die Schlepper wurden schnell gefasst. 2019 wurden die vier Haupttäter in Ungarn zu lebenslanger Haft verurteilt.

MEMORY BOX 71: Gedenken auf Burg Schlaining

Die Kunst-Installation MEMORY BOX 71 des in Wien und Retz lebenden Künstlers Michael Kos erinnert an die Opfer. Sie zeigt den Laderaum des Kühlwagens in Originalgröße und nennt die Vornamen aller Opfer. Erstmals präsentiert wurde das Werk im Museum Moderner Kunst Kärnten 2020/2021. Danach war das Kunstwerk österreichweit an mehreren Orten zu sehen und seit der Übergabe an das Land Burgenland im Kulturzentrum Eisenstadt zu sehen. Nun hat es einen dauerhaften Standort auf Burg Schlaining erhalten. „Allein die Vorstellung, dass 71 Menschen auf nur 14 Quadratmetern erstickt sind, hat mich tief erschüttert. Das wirkt bis heute nach. Die Flüchtlingstragödie ist ein Teil der burgenländischen Zeitgeschichte, der nie vergessen werden darf. Deshalb haben wir die MEMORY BOX 71 von Michael Kos als öffentlich zugängliches Denkmal vor der Friedensburg installiert“, so Doskozil.

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Bildtext LH Doskozil: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.

Bildquelle: Landesmedienservice Burgenland

Eisenstadt, 25. August 2025

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