Ein Theaterstück mit besonderem Bezug zur Geschichte der jüdischen Volksgruppe bringt die Theaterinitiative Burgenland als Uraufführung auf die Bühne. Nach der Vorlage einer autobiografischen Erzählung des KZ-Überlebenden Israel A. Glück, der einen Teil seiner Kindheit in Lackenbach verbracht hatte, verfasste der vielfach preisgekrönte Autor Heinz Janisch das Theaterstück „Der hölzerne Reifen – Die späte Heimkehr des Herrn Glück“. Details zur Produktion, bei der Peter Wagner und Valentina Himmelbauer Regie führen, wurden heute, Donnerstag, in der Ehemaligen Synagoge Kobersdorf präsentiert, wo am 11. September auch die Premiere stattfindet. „Ich danke Peter Wagner als Intendant der Theaterinitiative Burgenland dafür, dass er dieses Thema aufgegriffen hat. Zu den wichtigen Aufgaben zeitgenössischen Kulturschaffens gehört, auch die dunkelsten Epochen der Geschichte wie jene des Nationalsozialismus kritisch zu beleuchten und zu reflektieren, um die Erinnerung lebendig zu bewahren, als Mahnung für nachfolgende Generationen“, betonte Landesrat Heinrich Dorner.
„Es ist eine beeindruckende Geschichte, die hier erzählt wird und die Heinz Janisch als Ausgangspunkt für sein Bühnenstück genommen hat. Als Lackenbacher berühren mich die Erlebnisse von Israel A. Glück besonders, weil sie einerseits ein relativ ungetrübtes Leben beschreiben und andererseits die Brutalität und Schonungslosigkeit aufzeigen, mit der das verbrecherische Nazi-Regime des Dritten Reiches agierte – ein Regime, in dem auch nicht wenige Österreicher zentraler Bestandteil einer unmenschlichen und erbarmungslosen Vernichtungsmaschinerie waren. Ich möchte mich bei jenen, die am Zustandekommen dieser Uraufführung Anteil hatten, bedanken und wünsche allen einen erfolgreichen Premierenabend“, so Landesrat Dorner.
Für die Hauptfigur des Stücks, den 1921 in Wien geborenen KZ-Überlebenden Israel A. Glück, war Lackenbach ein Ort seiner Kindheit, wo er mit seiner Familie Urlaube und jüdische Feiertage verbrachte. In seinem Büchlein „Kindheit in Lackenbach. Jüdische Geschichte im Burgenland“ schildert er detailreich diese Zeit.
Die beschriebene Idylle kam zu einem jähen Ende, als im März 1938 deutsche Truppen auf Befehl Adolf Hitlers in Österreich einmarschierten. Unmittelbar nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Dritte Reich begann die brutale Verfolgung und Vertreibung der Juden.
1995 reiste Israel A. Glück nach Lackenbach, an den Ort seiner glücklichen Kindheitstage und erlebte dabei Vertrautes wie auch manch Fremdes. Diese Wiederbegegnung nahm Autor Heinz Janisch, den Peter Wagner mit dem Theaterstück beauftragt hatte, zum Ausgangspunkt für sein Werk „Der hölzerne Reifen. Die späte Heimkehr des Herrn Glück.“
Zum Inhalt des Stückes
Herr Glück kehrt in seinen Heimatort zurück, um Erinnerungen und Zeichen der einst lebendigen jüdischen Gemeinde zu finden. Stattdessen muss er gewärtigen, dass sein Elternhaus nun ein Eissalon ist – ein Ort, der ihn zugleich frösteln lässt und neugierig macht. Begegnungen mit Maria, der Eisverkäuferin, und einer Gruppe Musikerinnen und Musikern im Hinterzimmer öffnen die Tür zu längst vergangenen Zeiten. Jiddische Lieder, Kindheitsspiele und Familiengeschichten treten wieder in sein Leben, während Vergangenheit und Gegenwart ineinanderfließen. Doch in die warmen Erinnerungen mischen sich auch die Schatten: die Deportation, die Ausrottung seiner Familie durch die Nazis, der Verlust einer ganzen Kultur. Und dann taucht er wieder auf – der hölzerne Reifen, das geliebte Spielzeug aus Kindertagen. Wird Herr Glück ihn noch einmal ins Rollen bringen können?
Theaterinitiative-Burgenland-Intendant Peter Wagner über die Inszenierung
„Ich habe Heinz Janisch, vielen als Autor mehrfach preisgekrönter Kinderbücher bekannt, das Erinnerungsbüchlein des Israel A. Glück in die Hand gedrückt und ihn gebeten, daraus eine Erzählung für die Bühne zu machen. Umso glücklicher bin ich nun, dass er diesen Auftrag angenommen und der Theaterinitiative Burgenland - Landestheater der Autor:innen die Grundlage für eine Inszenierung geliefert hat, die uns nicht nur die Lebenswelt der einst im Burgenland beheimateten Juden näher bringt, sondern allen in diesem Land, egal ob Älteren oder Jüngeren, als Warnung vor den Entwicklungen hin zu totalitären Gesellschaftsstrukturen dienen kann“, beschrieb Peter Wagner die Anliegen der Inszenierung.
Autor Heinz Janisch über die Hauptfigur seines Stückes, den KZ-Überlebenden Israel A. Glück
„Ich wollte, dass die Figur auf der Bühne angreifbar wird, dass man ihr gleichsam die Hand schütteln möchte oder sie gar umarmen möchte - stellvertretend für alle, die durch Kriege, Hass und Verfolgung ihrer Heimat beraubt werden.“
KBB-Geschäftsführerin Claudia Priber zur Bedeutung der ehemaligen Synagoge Kobersdorf
„Die ehemalige Synagoge Kobersdorf ist weit mehr als ein historisches Gebäude. Sie ist ein Symbol für die Spuren jüdischen Lebens im Burgenland und ein Ort der Begegnung, der Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbindet. Dass die Synagoge nun Bühne für eine berührende Theaterproduktion wird, zeigt, wie Kunst Erinnerung bewahren und zugleich neue Perspektiven eröffnen kann.“
Premieren-Details:
- Datum & Uhrzeit: 11. September 2025, 19:30 Uhr
- Ort: Ehemalige Synagoge Kobersdorf
- Lichtdesign und Produktionsleitung: Alfred Masal
- Komposition: Ferry Janoska
Weitere Vorstellungen:
- Ehemalige Synagoge Kobersdorf: 14.9.2025, 19:30 Uhr
- Offenes Haus Oberwart: 17., 19., 20.09., jeweils 19:30 Uhr / 28.9.2025, 11:00 Uhr Matinee und 17:00 Uhr mit anschließender Publikumsdiskussion
- Kultur Kongress Zentrum Eisenstadt: 16.10.2025, 19:30 Uhr
- Gemeindesaal Lackenbach: 24.10.2025, 19:30 Uhr
- Stadtsaal Güssing: 30.10.2025,19:30 Uhr
Kartenreservierung: +43 3352-38555, karten(at)oho.at
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Der hölzerne Reifen 1 Der hölzerne Reifen 2
Der hölzerne Reifen 3 Der hölzerne Reifen 4
Der hölzerne Reifen 5
Bildtext Der hölzerne Reifen 1: Landesrat Heinrich Dorner (vorne sitzend 1.v.r.) und KBB-Geschäftsführerin Claudia Priber (vorne sitzend 2.v.r.) mit dem Team der Theaterproduktion „Der hölzerne Reifen – Die späte Heimkehr des Herrn Glück“, die am 11. September in der ehemaligen Synagoge Kobersdorf uraufgeführt wird.
Bildtext Der hölzerne Reifen 2: Autor Heinz Janisch (4.v.l.) schrieb nach der Vorlage einer autobiografischen Erzählung des KZ-Überlebenden Israel A. Glück das Theaterstück „Der hölzerne Reifen“
Bildtext Der hölzerne Reifen 3: Peter Wagner (im Vordergrund sitzend), Intendant der Theaterinitiative Burgenland - Landestheater der Autor:innen bei der Pressekonferenz zum Theaterstück „Der hölzerne Reifen“ in Kobersdorf.
Bildtext Der hölzerne Reifen 4: Landesrat Heinrich Dorner bei der Pressekonferenz in der ehemaligen Synagoge Kobersdorf.
Bildtext Der hölzerne Reifen 5: In der ehemaligen Synagoge Kobersdorf wurden am Donnerstag die Theaterproduktion „Der hölzerne Reifen – Die späte Heimkehr des Herrn Glück“ vorgestellt.
Bildquelle: Landesmedienservice Burgenland
Eisenstadt, 04. September 2025
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