Angesichts der Gastpatienten-Thematik sei der Aufbau einer eigenen Herzchirurgie im Burgenland erforderlich, so Landeshauptmann Hans Peter Doskozil am Mittwoch in der Klinik Oberwart: „Es ist nicht tragbar, dass Patientinnen und Patienten aufgrund ihres Meldezettels abgewiesen werden.“ Seit November ist Herzchirurg OA Dr. Wolfgang Dietl als provisorischer Leiter mit dem Aufbau der Herzchirurgie betraut. Gemeinsam mit dem Landeshauptmann und Primar Dr. Andreas Ochsenhofer stellte er im Rahmen einer Pressekonferenz die Pläne für die neue Abteilung vor.
Nach der Landes-Zielsteuerungskommission hat auch die Burgenländische Landesregierung in der Regierungssitzung am Dienstag einstimmig die Einrichtung einer Abteilung für Herzchirurgie beschlossen: Damit ist der Weg für eine eigene Herzchirurgie in der Klinik Oberwart geebnet. Die neue Abteilung wird im März 2026 starten, wie LH Doskozil betont: „Dieser Schritt ist mehr als überfällig. Denn derzeit erfolgt die herzchirurgische Versorgung der Burgenländerinnen und Burgenländer ausschließlich über die Zentren in Wien und Graz. Die letzten Wochen und Monate haben – Stichwort Gastpatientenregelung – gezeigt: Wir können uns nur auf uns selbst verlassen, daher handeln wir. Das burgenländische Stabilitätspaket für die kommenden Jahre sorgt dafür, dass Investitionen im Gesundheitsbereich weiter möglich sind. Unser Ziel bleibt die bestmögliche Versorgung für die Bevölkerung im Burgenland.“
Die demographische Entwicklung, der zunehmende medizinische Bedarf an herzchirurgischen und kardiologischen Leistungen und ein bestehendes strukturelles Versorgungsdefizit machen die Abteilung für Herzchirurgie notwendig. Für die Umsetzung werde man alle rechtlichen Schritte setzen. „Mit der Herzchirurgie in Oberwart soll eine Struktur aufgebaut werden, die es erlaubt, auch akute chirurgische Fälle zu behandeln, wenn diese aufgrund ihrer Lebensbedrohlichkeit sofortige Intervention benötigen. Wenn es um Herzleiden geht, sind Abweisungen und lange Wartezeiten besonders gefährlich. Hier ist es umso wichtiger, im eigenen Bundesland eine hochwertige Abteilung zu realisieren“, so Doskozil.
Ziel: Aufbau eines Herz-Zentrums Oberwart
Die derzeitige Ausstattung der Klinik Oberwart bietet bereits alle geforderten Leistungen bezüglich der kardiologischen, intensivmedizinischen, operativen, labortechnischen und diagnostischen Voraussetzungen an. Nach Einrichtung einer adäquaten personellen und apparativen Ausstattung (insb. Herzlungenmaschine, ECMO, OP-Instrumentarien) könnte eine herzchirurgische Tätigkeit aufgenommen werden.
Für diese Aufgabe konnte OA Dr. Wolfgang Dietl gewonnen werden, der zuletzt an der Herzchirurgie in St. Pölten tätig war. „Die Möglichkeit, die herzchirurgische Versorgung im Südburgenland von Grund auf mitzugestalten, ist eine einzigartige berufliche Chance. Mit der neuen Herzchirurgie in Oberwart schaffen wir nicht nur ein wohnortnahes Angebot für Patientinnen und Patienten, sondern verkürzen auch die Wartezeiten für burgenländische Herzpatienten deutlich“, ist Dietl erfreut.
Die Abteilung sei im Sinne der Bevölkerung notwendig, sind sich LH Doskozil, OA Dr. Dietl und auch Primar Dr. Andreas Ochsenhofer einig. Bei Herzleiden sind Abweisungen und lange Wartezeiten auf lebensverbessernde und -verlängernde Eingriffe an den bestehenden herzchirurgischen Abteilungen in anderen Bundesländern besonders gefährlich, erklärt Ochsenhofer: „Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach wie vor die häufigste Todesursache. Aktuelle Wartezeiten in der Herzchirurgie in Wien und Graz liegen derzeit bei bis zu 9 Monaten. Zeitspannen, die viele Patienten nicht mehr haben oder deren Leiden sich in dieser Zeit – teils dramatisch – verschlechtern kann und wird. Bereits jetzt gibt es ein strukturelles Versorgungsdefizit der burgenländischen Bevölkerung, da es hier keine eigene herzchirurgische Abteilung gibt. Das Burgenland weist im österreichweiten Vergleich eine überdurchschnittlich hohe Inzidenz und Mortalität bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Es ist Handlungsbedarf gegeben.“
Im 1. Quartal 2026 werden die ersten herzchirurgischen Eingriffe an der Klinik Oberwart durchgeführt. Parallel dazu stellt die Herzchirurgie das operative Stand-by für das TAVI-Programm bereit – damit können die Kardiolog*innen künftig kathetergestützte Aortenklappenimplantationen vor Ort durchführen. Im Mittelpunkt steht die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit im Heart Team, das gemeinsam mit der Kardiologie die optimale Behandlungsstrategie für jede/n Patient/in festlegt. Ziel ist die Etablierung des Herz-Zentrums Oberwart als regionales Kompetenzzentrum für die gesamte Herzmedizin.
Werdegang Wolfgang Dietl
Dr. Wolfgang Dietl, geboren 1979, studierte Medizin in Wien und London. Seine Facharztausbildung für Herzchirurgie absolvierte er am Universitätsklinikum St. Pölten, wo er anschließend als Oberarzt tätig war. Eine sechsmonatige Rotation an die Universitätsklinik für Herzchirurgie am AKH Wien rundete seine Ausbildung ab. Von 2015 bis 2025 war er als Oberarzt an der Herzchirurgie in St. Pölten tätig und deckt das gesamte Spektrum der Erwachsenen-Herzchirurgie ab. Seit November 2025 verstärkt er das Team der Klinik Oberwart und ist dort mit dem Aufbau der neuen herzchirurgischen Abteilung betraut.
Dr. Dietl lebt mit seiner Frau, einer Fachärztin für Innere Medizin, und den drei gemeinsamen Kindern in Wien.
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PK Herzchirurgie_1
PK Herzchirurgie_2
Bildtext PK Herzchirurgie_1: Univ.-Prof. Dr. Stephan Kriwanek (medizinischer Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland), OA Dr. Wolfgang Dietl (provisorischer Leiter Herzchirurgie KlinikOberwart), Primar Dr. Andreas Ochsenhofer (Abteilungsleitung Innere Medizin Klinik Oberwart), Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Mag. Franz Öller, MBA, MPH (kaufmännischer Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland) (v.l.).
Bildtext PK Herzchirurgie_2: Landeshauptmann Hans Peter Doskozil bei der Pressekonferenz.
Bildquelle: Landesmedienservice Burgenland/Stefan Wiesinger
Oberwart, 3. Dezember 2025
Rückfragehinweis: Gesundheit Burgenland, Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit, kommunikation(at)gesundheit-burgenland.at


