Leithaprodersdorf und der Longinus Radweg

Leithaprodersdorf kann aufgrund seiner Gunstlage an der Leitha auf eine lange Siedlungsgeschichte zurückblicken. Südöstlich des Ortes liegt die namensgebende Fundstelle der Leithaprodersdorf-Gruppe, einer frühbronzezeitlichen Kultur am Übergang von der Kupferzeit zur Bronzezeit.

Die Parzellierung der Kreuzäcker ermöglichte ab 2005 archäologische Untersuchungen eines bereits bekannten Bestattungsplatzes. Archäologinnen und Archäologen entdeckten über 110 Gräber, die vom Endneolithikum bis in die Frühe Bronzezeit angelegt wurden, einige Bestattungen der Frühlatènezeit sowie mehrere hundert Bestattungen der Römischen Kaiserzeit. Letztere datieren in eine Zeit ab der 2. Hälfte des 1. Jahrhunderts bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts.

Im Zuge der archäologischen Ausgrabungen wurden auch römische Grabsteine mit Inschriften entdeckt, die Informationen zu den Verstorbenen enthalten - wie deren Namen, berufliche Tätigkeiten, Stand, Herkunft sowie Sterbealter - und nach wissenschaftlicher Auswertung Hinweise zum Romanisierungsgrad der regionalen Bevölkerung liefern.

Bei Rettungsgrabungen südlich der Kreuzäcker, konnten ein römischer Siedlungsplatz sowie Siedlungsspuren der Latènekultur entdeckt werden. Mehrere Jahrhunderte davor wurde das Areal von der spätbronzezeitlichen Bevölkerung als Bestattungsplatz genutzt.

An der Straße nach Loretto liegt das sogenannte Gschlössl. Es handelt sich dabei um Reste einer Niederungsburg, die heute als deutliche Abfolge von Gräben und Wällen im Gelände sichtbar ist. Das denkmalgeschützte Areal wird derzeit touristisch genutzt: in zwei überdachten Besucherpavillions bieten Schautafeln Informationen zu den Ausgrabungsergebnissen der letzten Jahrzehnte in der Gemeinde Leithaprodersdorf. Highlight der Besucheranlage ist der Grabstein des Marcus Vinius Longinus, eines zwischen 100 – 120 n. Chr. verstorbenen Legionärs. Longinus stand Pate für den nach ihm benannten Radweg von Leithaprodersdorf nach Iza in der Slowakei, der im Rahmen des grenzüberschreitenden Interreg-Projekts „Auf den Spuren der Legionäre“ durch die wechselhafte Geschichte der Region führt.