Burgenland auf der „Überholspur“ 1958 bis 1987

1958

Gründung der Landesstromgesellschaft BEWAG durch Enteignung der im Burgenland befindlichen, nicht mehr den Anforderungen der Zeit genügenden Einrichtungen der niederösterreichischen NEWAG und der steirischen STEWEAG. In der Folge kommt es zu einem rasanten Ausbau der Energieversorgung im ganzen Burgenland.

1960

Die Apostolische Administratur Burgenland wird in den Rang einer Diözese erhoben. DDr. Stefan László wird erster Diözesanbischof der Diözese Eisenstadt. Damit hat auch die katholische Kirche den Übergang des Burgenlandes von Ungarn zu Österreich endgültig nachvollzogen.

1961

Nach 16monatiger Bauzeit wird die Konservenfabrik „Felix Austria“ in Mattersburg eröffnet. 300 Arbeitskräfte finden in der Fabrik, weitere 3000 bis 4000 in der zuliefernden Landwirtschaft Beschäftigung.

1964

Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg werden die politischen Machtverhältnisse in einem österreichischen Bundesland umgedreht. Die Sozialistische Partei unter Hans Bögl erringt die Stimmen- und Mandatsmehrheit bei den Landtagswahlen am 22. März.

Eine Gedenkfeier in Mogersdorf aus Anlass des 300. Jahrestages der Türkenschlacht von 1664 wird zu einem eindrucksvollen Bekenntnis für ein vereintes, ungeteiltes Europa.

1966

Theodor Kery wird zum Landeshauptmann des Burgenlandes gewählt. Er wird diese Funktion 21 Jahre lang ausüben.

Nach 1966

Mit den im ganzen Land veranstalteten „Burgenlandtreffen“, einer Mischung aus Volksfest und politischer Veranstaltung, wird in der burgenländischen Bevölkerung ein starkes „Wir-Gefühl“ erzeugt. In der politischen Diskussion wird der Slogan vom „Land auf der Überholspur“ geprägt, was den rasanten Modernisierungsprozess im Burgenland ausdrücken soll.

1967

Der SC Eisenstadt steigt als erster burgenländischer Klub in Österreichs höchste Fußball-Spielklasse auf und löst damit eine bis dahin ungekannte Fußball-Euphorie im ganzen Land aus.

1968

Ungeschickte Äußerungen machen Dr. Paul Esterházy, den größten Grundbesitzer des Burgenlandes, zum Gegenstand heftiger politischer Angriffe. Davor hat sich der Fürst jeglicher politischer Äußerungen enthalten und hat die Forderungen nach einer Bodenreform durch mehrfachen Verkauf von Gründen zu günstigen Konditionen entkräftet.

1969

Mogersdorf ist erstmals Schauplatz des „Kulturhistorischen Symposions Mogersdorf“. Die Veranstaltung findet seither alljährlich (seit 1971 unter der Bezeichnung „Internationales Kulturhistorisches Symposion Mogersdorf“) an wechselnden Austragungsorten in Österreich, Ungarn, Slowenien und Kroatien statt.

Um 1970

Der „Fortschritt“ erreicht das Burgenland. Der Ausbau des Straßennetzes und des Schulwesens sowie die Ansiedlung von Industriebetrieben werden stätig fortgesetzt. Durch unüberlegte Neu- und Umbauten von Privathäusern wird in fast allen Dörfern die traditionelle Bausubstanz zerstört.

1971

Die letzten Minen werden von der ungarisch-österreichischen Grenze entfernt. In den Jahren zuvor haben die Minen immer wieder zu schweren Unfällen, auch auf österreichischem Gebiet, geführt (manche Minen sind vom Regen nach Österreich geschwemmt worden), sodass die Minenfelder seit 1965 nach und nach entfernt worden sind. Dies kann auch als Symbol gesehen werden: In den 70er und 80er Jahren öffnet sich Ungarn schrittweise gegenüber dem westlichen Ausland.

Der geplante Bau einer Straßenbrücke über den Neusiedler See zwischen Mörbisch und Illmitz führt zu heftigen Protesten von Umweltschützern. Der Widerstand gegen die Neusiedler See-Brücke ist quasi die Geburtsstunde der österreichischen Grün-Bewegung. Zum Bau der Brücke kommt es nicht.

1976

Mit der Eröffnung des Kulturzentrums in Mattersburg beginnt eine neue Phase in der burgenländischen Kulturpolitik. Bis 1982 werden auch in Eisenstadt, Oberschützen, Güssing und Jennersdorf Kulturzentren errichtet, die im „Land der Dörfer“ eine bis dahin nicht vorhandene Veranstaltungsinfrastruktur schaffen.

1982

In der Wohnbaugenossenschaft "Wohnbau-Ost" werden Verfehlungen aufgedeckt. Der Zusammenbruch der Wohnbau-Ost ist eine der größten Pleiten in Österreich nach 1945.

1983-1986

Mit Dr. Fred Sinowatz aus Neufeld an der Leitha ist erstmals ein Burgenländer Bundeskanzler der Republik Österreich.

1985

Der „Weinskandal“ hinterlässt schwere Schäden in der Weinwirtschaft, einem traditionellen Wirtschaftszweig im Burgenland. Einzelne Weinbaubetriebe in ganz Österreich, nicht nur im Burgenland, haben dem Wein illegale Substanzen beigegeben. Der Export in das Ausland bricht vollkommen zusammen. In den Folgejahren wenden sich die Weinbaubetriebe vermehrt der Qualitätsweinproduktion zu und beenden die Produktion billiger Massenweine.

1987

Als unmittelbare Folge der Verluste der SPÖ bei der Landtagswahl tritt Landeshauptmann Theodor Kery nach 21 Jahren zurück. Durch den Einzug der FPÖ sind im Landtag erstmals seit Jahrzehnten wieder drei Parteien vertreten. Hans Sipötz wird zum neuen Landeshauptmann gewählt.