...weil sie anders waren, weil sie Roma waren.

Gedenkveranstaltung anlässlich 20 Jahre Bombenanschlag auf die Roma in Oberwart mit Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und Landeshauptmann Hans Niessl

Gedenkveranstaltung anlässlich 20 Jahre Bombenanschlag in Oberwart

2015 jährt sich das Bombenattentat von Oberwart zum 20. Mal. In Erinnerung an die Opfer des Anschlages wurde heute in Oberwart eine Gedenkveranstaltung abgehalten. "In der Nacht vom 4. auf den 5. Februar 1995 starben in Oberwart mit Erwin Horvath, Karl Horvath, Peter Sarközi und Josef Simon vier junge burgenländische Roma durch einen hinterhältigen Rohrbombenanschlag. 50 Jahre nach dem nationalsozialistischen Massenmord an Juden, Roma und Sinti, erschütterte das schlimmste politisch und rassistisch motivierte Attentat in der Geschichte der Zweiten Republik das Burgenland. Die Tafel, an der die Rohrbombe befestigt war, trug die Aufschrift ,Roma zurück nach Indien' und dokumentierte somit auf eine zynische und verächtliche Art und Weise, dass diese vier jungen Menschen aus demselben Grund ermordet wurden, wie ihre Vorfahren in den Konzentrationslagern – weil sie anders waren, weil sie Roma waren", betonten Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und Landeshauptmann Hans Niessl in ihren Gedenkreden.

Dieses Attentat versetzte die BewohnerInnen der Oberwarter Roma-Siedlung, die Angehörigen der Volksgruppe und schließlich ganz Österreich in eine Art Schockzustand. Erstmals wurde in der breiten Öffentlichkeit über Roma und Sinti diskutiert. Bis dahin war die Existenz der österreichischen Roma, die Geschichte ihrer Verfolgung vor und während des Zeit des Nationalsozialismus, ihr Kampf gegen Diskriminierung und Ausgrenzung auch noch nach 1945 und ihre Bemühungen für die Anerkennung als Volksgruppe im Jahr 1993 nur einer interessierten Minderheit bekannt. Die Beisetzung der Toten wurde zum Staatsbegräbnis, es gab Solidaritätsbekundungen und Benefizveranstaltungen.

„So wichtig solche Gedenkveranstaltungen wie heute auch sind. Pflichtgemäße Betroffenheitsrituale allein genügen nicht. Wir alle haben die Verantwortung, immer und überall wachsam zu sein und aktiv zu werden - gegenüber Aus- und Abgrenzungstendenzen, ersten Zeichen von Verhetzung, Hass und Gewalt sowie jede Form von extremistischem und fundamentalistischem Gedankengut. Wir müssen jeglichen autoritären und antidemokratischen Tendenzen entschieden entgegentreten und mit allen Mitteln des demokratischen Rechtsstaates bekämpfen. Nationalismus, Rechtsextremismus, Antisemitismus, Rassismus, Gewaltverherrlichung und Unmenschlichkeit dürfen nie mehr Platz in unserer Gesellschaft haben - weder in unserem Land, noch in einem gemeinsamen Europa, denn gerade auch der gegenwärtige Blick in andere Länder Europas lässt nichts Gutes erwarten“, so Landeshauptmann Hans Niessl.
20 Jahre nach diesem Attentat ist eine schrittweise Verringerung der sozialen Gegensätze feststellbar. Zahlreiche Initiativen im Sprach- und Bildungsbereich bei der Volksgruppe der Roma sind sichtbare Zeichen dieses Veränderungsprozesses. Neben dem Bildungs- und Ausbildungssituation, wo es eine wesentliche Verbesserung gegeben hat, hat sich auch die Wohnsituation am signifikantesten verändert. Die meisten BewohnerInnen der Roma-Siedlung sind von hier weggegangen und in die Siedlungsräume der umliegenden Dörfer und Städte gezogen. Andererseits ist die Beschäftigungssituation nach wie vor extrem ungünstig und auch die gesellschaftliche breite Akzeptanz auf allen Ebenen ist noch immer keine Selbstverständlichkeit.

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Bildtext: Gedenkveranstaltung anlässlich 20 Jahre Bombenanschlag auf die Roma in Oberwart mit Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und Landeshauptmann Hans Niessl an der Spitze

Bildquelle: Bgld. Landesmedienservice

Hermann Fercsak, Wolfgang Sziderics, 04. Februar 2015

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