Professioneller Opferschutz im Krankenhaus

Aus Anlass der internationalen Kampagne 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen stellten die Projektverantwortlichen beim Pressegespräch mit Landesrat Darabos und Landesrätin Dunst das Projekt der Opferschutzgruppen in Landeskrankenhäusern vor
Aus Anlass der internationalen Kampagne 16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen stellten die Projektverantwortlichen beim Pressegespräch mit Landesrat Darabos und Landesrätin Dunst das Projekt der Opferschutzgruppen in Landeskrankenhäusern vor

Nach KH Eisenstadt und Oberwart werden ab 2017 Opferschutzgruppen an allen Landeskrankenhäusern eingerichtet. *** Vor dem Hintergrund zunehmender häuslicher Gewalt wurde in Kooperation mit dem Frauenhaus Burgenland im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt und in der Folge im KH Oberwart eine Opferschutzgruppe eingerichtet.

Aus Anlass der internationalen Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“ stellten die Projektverantwortlichen beim gemeinsamen Pressegespräch mit Gesundheitslandesrat Mag. Norbert Darabos und Frauenlandesrätin Verena Dunst am Dienstag, 6. Dezember, das Projekt vor. Ab 2017 sollen in allen Krankenhäusern im Burgenland Opferschutzgruppen installiert werden.

Opferschutzgruppen sind wichtige Investition in die Zukunft

„Jede vierte Frau wird mindestens einmal im Leben Opfer häuslicher Gewalt durch ihren Partner. Angesichts der weit reichenden psychischen und körperlichen Auswirkungen ist Gewalt gegen Frauen und Kinder als ein ernstes gesamtgesellschaftliches und gesundheitspolitisches Problem anzusehen“, stellte Darabos fest. „Mit der Durchführung des Projekts ‚Implement‘ kommt das Krankenhaus der Forderung, an öffentlichen Spitälern des Landes Opferschutzgruppen für volljährige Betroffene häuslicher Gewalt einzurichten, nach. Die Installation solcher Gruppen in unseren Häusern ist eine wichtige Investition in die Zukunft“, so der Gesundheitslandesrat.

Dichtestes Beratungsnetz im Burgenland

„2015 hat es im Burgenland 171 Wegweisungen nach dem Gewaltschutzgesetz gegeben, und im Gewaltschutzzentrum wurden 556 Opfer betreut, heuer sind es bereits 516. Drei Viertel der Opfer sind Frauen“, erklärte Dunst. „In 40 Prozent dieser Haushalte gab es aber auch minderjährige Kinder, in vielen Fällen wurden auch sie Opfer von Gewalt. Es gilt deshalb, Frauen zu ermutigen, sich zur Wehr zu setzen und sich an eine Opferschutzeinrichtung zu wenden. Wir haben im Burgenland das dichteste Netz an Beratungsstellen“.

Seit Jänner 2016 im Krankenhaus Eisenstadt verankert

Um den Opferschutz auch auf medizinischer Ebene professionell zu verankern, wurde Anfang 2016 in Kooperation mit dem Frauenhaus Burgenland im Krankenhaus Eisenstadt eine Opferschutzgruppe eingerichtet. Ziel ist es, den Schutz von Opfern im Gesundheitssystem nachhaltig zu verbessern. Dazu sei die Kooperation zwischen einer klinischen Expertin des Krankenhauses und einer Gewaltschutzexpertin einer regionalen Opferschutzeinrichtung unerlässlich, sagt Mag.a Isabel Bernhardt vom Frauenhaus Burgenland.

Opferschutzrichtlinie gewährleistet standardisiertes Vorgehen

Im Rahmen des von der EU kofinanzierten Projektes „Implement“ wurden in einem ersten Schritt 60 MitarbeiterInnen aus verschiedenen medizinischen Fachbereichen und aus dem Pflege- und Therapiebereich geschult.  Eine neu formierte Opferschutzgruppe für Erwachsene erarbeitete eine Opferschutzrichtlinie, die den gesamten Prozessablauf für ein strukturiertes Vorgehen standardisiert und so rasche Schutzmaßnahmen ermöglicht. Die Richtlinie ist für alle MitarbeiterInnen abrufbar und verlinkt auf weitere wichtige Dokumente wie Dokumentationsbogen, Kontakte zur Weiterbetreuung oder Anleitungen zur richtigen Spurensicherung. Die Opferschutzgruppe umfasst 18 Mitglieder, 17 kommen aus dem Krankenhaus, als externe Expertin unterstützt Isabel Bernhardt. Intensive Vernetzungen gibt es auch mit Hilfs- und Beratungseinrichtungen, der Gerichtsmedizin und der Polizei.

Gerichtsverwertbare Dokumentation wichtig

Wichtig sei es, die Symptome von Gewaltanwendung zu erkennen und das Opfer durch behutsame Gesprächsführung in ruhiger Umgebung vom Vorgefallenen erzählen zu lassen. Auch Fotos von Verletzungen – am häufigsten sind Hämatome, Würgemale oder Nasenbeinbrüche – sind anzufertigen, eine Liste ermöglicht deren Einstufungen je nach Schweregrad; bei schweren Verletzungen ist Anzeige an die Polizei zu erstatten. „Alles ist genau und gerichtsverwertbar zu dokumentieren“, betonte Dr.in Michaela Wagner, Leiterin der Opferschutzgruppe am KH Eisenstadt. Auf Wunsch wird Kontakt mit dem Frauenhaus aufgenommen, will ein Opfer zu seinem Partner zurück, wird es entsprechend instruiert. Ziel sei es, den Opfern zu helfen, aus der Gewaltspirale herauszukommen. Jährlich gebe es am Krankenhaus Eisenstadt rund 30 Verdachtsfälle, wobei auch Männer Opfer seien, so Wagner. Ab 2017 sollen alle neuen MitarbeiterInnen im Krankenhaus an einem Seminar zum Thema Opferschutz teilnehmen. „Wir müssen Gewalt aus der Tabuzone holen“, so Wagner.

Ab 2017 Opferschutzgruppen in allen KRAGES-Häusern

Mit der KRAGES laufen derzeit Gespräche hinsichtlich der Einrichtung von Opferschutzgruppen in allen Häusern nach dem Vorbild von Eisenstadt und auch Oberwart. „In den Krankenhäusern Kittsee, Oberpullendorf und Güssing hat es bereits entsprechende Informationsveranstaltungen gegeben, rund 70 Personen haben daran teilgenommen. Ab 2017 soll Opferschutz in allen Landeskrankenhäusern verankert sein“, verspricht Darabos.

Pressefoto zum Download:   Opferschutz im Krankenhaus

Bildtext:   Stellten Projekt „Opferschutzgruppe“ im Krankenhaus vor: KH BBE-Dir. Robert Maurer, MSc, MBa, Mag.a Isabel Bernhardt, Frauenhaus Burgenland, Dr.in Margit Plainer, Gynäkologin am KH BBE, Gabriele Arenberger, Vorstandvors. Frauenhaus Burgenland, LRin Verena Dunst, LR Mag. Norbert Darabos, Dr.in Michaela Wagner, KH BBE Leitung Opferschutzgruppe

Bildquelle:   Bgld. Landesmedienservice

Hans-Christian Siess, 6. Dezember 2016
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